White-Power-Skinheads zum 1000sten…
24. Februar 2008, 00:19 Uhr von pantoffelpunkIrgendwer muss es Euch ja mal sagen. Obwohl – halt! – selbst Michael Kühnen wusste es schon und bemerkte über Euch
Die Skinheads, sie sind verrückt und dumm. Sie denken nicht mit den Köpfen, sondern mit dem Bauch. Sie können zwar gute Soldaten sein, aber keine brauchbaren Menschen.
Quelle: ‘Skinheads’, Klaus Farin & Eberhard Seidel
Dass er da nicht weit genug geht, liegt in der Natur der Sache: Mit einer tiefer gehenden Kritik würde er sich selbst die Existenzberechtigung nehmen. Denn Ihr – und zwar auch die vermeintlich intelligenteren und rhetorisch geschickten unter Euch – seid natürlich auch deshalb schon als außerordentlich dumm anzusehen, weil Ihr Euch das einfachste aller Weltbilder und die einfachsten Problemlösungsstrategien ausgesucht habt: Was nicht so ist wie ich, ist ein Problem und das Problem wird gelöst, indem es totgeschlagen wird. Soweit könnt Ihr folgen? Sonst einfach ab Zeile 7 noch mal lesen oder vorlesen lassen.
Das Outfit des Skinheads ist auf Provokation ausgelegt, es steht seit jeher für die ablehnende Haltung der Working-Class-Kids gegenüber Spieß- und Kleinbürgerlichkeit, gegenüber der Werte der langweiligen Gesellschaft und dem Zwang der Ausbeuter. Ihr aber, Boneheads, merkt leider nicht, dass Ihr nur die potenzierte schmutzige, deutsche Kleinbürgerlichkeit seid. Ihr glaubt, den deutschen Michel zu provozieren, indem Ihr sagt, was er denkt. Ihr, Faschos, macht den Büttel für die Spießer und die seit Jahren spalterische Politik der etablierten Parteien. Oder was glaubt Ihr, warum mit §129 belästigt wird, wer schlaue Texte über Gentrification schreibt und mit Sozialstunden davonkommt, wer einen Penner, einen Türken, einen Linken oder einen Schwulen zu Brei verarbeitet… na, geschnackelt?
Aber es gibt da noch etwas, das Ihr dringend wissen müsst. Und Ihr müsst da jetzt sehr stark sein. Ihr nennt Euch nicht nur Skinhead, Ihr macht daraus ein Lebensgefühl, wähnt Euch einem Kult mit tiefen und weit zurückliegenden Traditionen angehörig zu sein und wisst doch nicht die Bohne, worum es eigentlich geht. Allen voran Horst, einer der Euren, damals 20 und Autolackierer, der in einem Interview äußerte:
Zickezacke, zickezacke, Oi! Oi! Oi! Das ist der Angriffsruf der Skinheads. Das kommt aus England. Zickezacke, zickezacke – das heißt kahle Kopfhaut und dann Attacke, also Angriff. Oi! – das ist die Abkürzung von ´nem Skin – Oikalyptus.
Quelle: ‘Skinheads’, Klaus Farin & Eberhard Seidel
Nur ganz kurz will ich es Euch erklären: Die ersten Skinheads Westeuropas waren englische Jugendliche aus der Arbeiterklasse, denen die Mods zu mittelschichtorientiert waren und denen die ehemals rebellische Musik – z.B. the Who spätestens mit Tommy – zu kommerzorientiert war und die u.a darum Spaß an der nicht-mainstreamigen, schwarzen Musik der gleichaltrigen Schwarzen aus Ihren Vierteln hatten, die Musik der Rude Boys. Die weißen Kids bewunderten die Rude Boys außerdem für ihre Coolness und Härte – die Rude Boys trugen die Haare sehr kurz und Ihre Jeans, zumeist Levi´s, hochgekrempelt. Der Mix aus Hard-Mod und Rude Boys gilt als die Geburt des Skinheads – und beide Communities feierten und tanzten gemeinsam zu schwarzer Musik, unter anderem zu der des Boss Skinhead, Laurel Aitken, der hier zu Euch spricht:
Na, das rockt und groovt, was? Das ist geilo – Skinhead Train, yeah! Habt Ihr sein Fred Perry gesehen? Sonst einfach hier nochmal den screenshot ansehen. Ihr wollt mehr Skinhead-Musik, all my Skinhead-Friends? OK:
Sicher kennt Ihr, Boiled Eggs, auch Desmond Riley, Symarip, Hot Rod Allstars und all die anderen Skinheadreggae- und Ska-Klassiker. Bzw. eben nicht, natürlich.
OK. Mit Eurer kleinbürgerlichen, spießigen “Philosophie” steht Ihr gegen Kleinbürgerlichkeit und Spießer auf. Ihr nehmt in Eurem vermeintlichen Kampf gegen dieses System den Systemgewinnlern – unentgeltlich – die Drecksarbeit ab. Ihr feiert die weiße Rasse als überlegene Herrenrasse und beruft Euch dabei auf einen Kult mit schwarzen Wurzeln. Wenn ich da jetzt mal eins und eins zusammenzähle, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass es Euch eigentlich gar nicht geben kann
Und da wiederum bekomme ich Hoffnung, dass Ihr alle, White-Power-Nazi-Skinheads in Deutschland und auf der ganzen Welt, irgendwann demnächst gleichzeitig in einer gigantischen rekursiven Realitätsimplosion verpufft.
Bis dahin: Scheitel oder Vokuhila wachsen lassen, Jogginhose und Sandalen anziehen und Fresse halten, bitte.