Neuruppiner Nazis vor Gericht

26. Juni 2007, 18:02 Uhr von pantoffelpunk

Im Herbst 2005 wurde die mexikanische Band panteon rococo auf einer Autobahnraststätte bei Neuruppin von nationalistischen Vollnacken überfallen.

Als zunächst zwei Musiker von vier Naziprolls angerempelt und beleidigt wurden, zogen diese es vor, sich zum Bandbus zurückzuziehen, wo weitere 17 Bandmitglieder warteten und die physisch in Ihre Schranken wiesen, nachdem diese einen Musiker mit einer Bieflasche verletzten.

19 gegen 5 … gnihihi
Originalfoto: www.fusion-festival.de

Bis hierhin ein zwar widerlicher aber wohl recht alltäglicher Vorfall. Der Skandal beginnt mit dem Verhalten der von der Band verständigten Polizei:
Um weiteren Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen, wollte die Band auf dem nächsten Rastplatz warten, wo sie von der eintreffenden Polizei festgesetzt wurde.


Als die Polizei dort eintraf, wurde den Musikern die Pässe abgenommen. Der Busfahrer musste eine Drogenkontrolle über sich ergehen lassen, während die Rechten, die dem Bus in einem Fahrzeug gefolgt waren, daneben Bier tranken. Auf der Polizeiwache habe ein Beamter dem Bandmanager zufolge gesagt, dass die Rechten auf eine Anzeige verzichten würden, und den Mexikanern nahe gelegt, dies ebenfalls zu tun. In der Polizeimeldung wurde der Vorfall als »Streit zwischen einer ausländischen und einer deutschen Reisegruppe« bewertet und »ein ausländerfeindlicher Hintergrund« ausgeschlossen.

Aufgebracht informierte die Band die Medien. Anstatt den Beschwerden nachzugehen, nannte der Polizeipräsident die Vorwürfe öffentlich eine »Unverschämtheit« und stritt jedes Fehlverhalten seiner BeamtInnen pauschal ab. Erst als der Leitende Oberstaatsanwalt der Polizeiführung widersprach, wurde der Fall ein zweites Mal untersucht.

Ein damals erstelltes Gedächtnisprotokoll des Tourmanagers vom Rocky Beach Club findet sich hier.

Heute hat der Prozess vor dem Amtsgericht Oranienburg begonnen. Informationen dazu wird es nach Möglichkeit hier, mit Sicherheit aber hier geben. Ich bin gespannt.

flattr this!

5 ma was gesacht

  1. Mein Sohn hat vor ein paar Monaten auch von so einem braunen Dorfproll die Jacke voll gekriegt. Der Name war bekannt, also bei den Freund und Helfern angerufen, die auch jemanden vorbei schicken wollten. Nach über einer Stunde kam niemand, also erstmal ins Krankenhaus gefahren. Hernach auf die Polizeiwache, wo uns keiner, trotz mehrmaligen Klingeln und rufen herein gelassen hat.

    Am nächsten Tag hat meine Frau Anzeige erstattet und sich ein paar Tage später nach dem Stand erkundigt. “Akteneinsicht nur mit Anwalt, wir dürfen keine Angaben machen”, war die Aussage der “Freunde und Helfer”.

    Später wurden zwei Zeugen vernommen (unter anderem der Cousin vom braunen Prügler!), denen von einer Beamtin, laut seiner Aussage mitgeteilt wurde, daß dem Prügler nichts passieren wird. Geiles Rechtssystem, das Vertrauen in die Freunde und Helfer ist seitdem natürlich bei meinem Sohn auch sehr gefestigt und er hat lange darüber nachgedacht, was es für sinnvolle Möglichkeiten gibt, dagegen etwas zu unternehmen.

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  2. kopfschüttel…

    Hat er denn wenigstens gute Leute um sich? Und viele?

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  3. Er hat nach diesem Erlebnis neue Leute kennengelernt, die sich für Politik interessieren und etwas unternehmen. Von daher kann selbst ein schlechtes Erlebnis etwas Gutes bewirken. Vorher konnte Papa reden, was er wollte. -:)

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  4. Mit meinem 7-jährigen habe ich letztens über das in der Schule als Schimpfwort benutzte “schwul” geschnackt und sagte irgendwann, dass die Nazis (die kennt er schon) Schwule natürlich auch nicht mögen, die würden schließlich niemanden mögen, der anders ist als sie selsbt. Darauf sagte er: “Oah, Papa, hör auf mit Nazis, da krieg ich Kopfschmerzen. Ich muss dann immer überlegen, warum die so sind und weil mir da einfach nichts einfällt, überlege ich und überlege ich und kriege dann irgendwann Kopfschmerzen…”.

    Der ist geimpft :-)

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  5. Mag schon alles nicht schlecht gedacht sein von uns Vätern. Reden ist Silber….

    Mein Sohn war damals gerade 13, ich dachte “politisch halbwegs gefestigt”und ging zu einer 4 Mann-Party zu einem seiner Kumpel mit unserer Erlaubnis! (So dumm kann man gar nicht denken und beschützen, wie es am Ende passiert.) Ein paar Tage davor sagte er noch, der braune Prügeltyp ist eigentlich ganz cool, hat ne rechte Gesinnung und mit dem kann man sogar reden etc. pp.

    Das Übliche, was man von Erwachsenen Menschen auch kennt. So schlimm ist das doch alles gar nicht. Und nicht jeder Rechte ist ein Böser Mensch. Ich hab mir den Mund fusslig geredet “bis zum jüngsten Tag” und dieser kam dann auch.

    Ich bin jedenfalls im Nachhinein heilfroh, daß die Jugend den Ernst der Lage erkannt hat. Vielleicht sollte jeder erstmal ein paar auf die Jacke bekommen, daß sich etwas tut.

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Sach ma was...

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Datum: Dienstag, 26. Juni 2007 um 18:02
Kategorie: Brechmittel
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