Den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben

20. Juli 2007, 09:34 Uhr von pantoffelpunk

Oh, jetzt wird er wieder gefeiert, der Stauffenberg Claus, von oberster Stelle geehrt, der alte Rechtsträger der Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938, des Verwundetenabzeichens in Gold und des Eisernes Kreuzes (1939) 2. und 1. Klasse, er dessen Namen eine Kaserne trägt und er, dessen ach so heldenhafte Aktion immer wieder herangezogen wird, um auch aus dem Lager der Millitaristen klar zu machen: Wir sind nicht schlecht, auch aus dem Millitär gab es Widerstand gegen Nationalsozialismus.

Mir wird speiübel bei so viel widerlicher Schleimspur-Aufarbeitung, bei dieser Verklärung der Tatsachen.

Claus Maria Graf von Stauffenberg war ein Faschist erster Güte und hat – das zeigen auch seine Auszeichnungen – im Krieg “immer 110% gegeben” (Andy Möller).

„Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun.“

Claus Schenk Graf von Stauffenberg in einem Brief an seine Frau Nina aus dem besetzten Polen

Das Attentat gegen Hitler und seine engsten Angetrauten entsprang keiner humanistischen Weltanschauung, die Gründe für seine Abkehr vom Führer liegen nicht in einer Läuterung begründet. Einzig und allein die Abwendung der bevorstehenden Niederlage seines deutschen Vaterreiches waren der Grund für das Attentat. Zu seinem “Schattenkabinett” gehörten zwar unter anderem auch Wilhelm Leuschner und Josef Wirmer, andererseits aber auch Nazigrößen wie Ludwig Beck und Erwin Rommel.

Korbie, ich will auch ein Exemplar Deines T-Shirts: “Georg Elser lebt!”. Mach feddich!

flattr this!

20 ma was gesacht

  1. hab auch kennzeichenträger im angebot
    Welche größe willste denn.

    Gruß korbie

    hab mal nen kunden gehabt ( ehemaliger Karrieresoldat mit Fronterfahrung (Bundeswehr)
    nannte Staufenberg noch den größten Vaterlandsverräter

    Ein Hoch auf die politische Schulung der Wehrmachtsnachfolgeorganisation

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    gesacht am 20. 07. 2007 um 10:48 Uhr
    von korbie
  2. Kennzeichenträger…. auch nicht schelcht. Der Bus muss so wie so mal individualisiert werden….

    Naja, und zum T-Shirt: M passt nicht mehr… nehmen wir wie immer XL schwarz, was?

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  3. Ich find’s geil, dass ausgerechnet der Faschosektenanhänger Tom Cruise den Stauffenberg spielt. Das passt doch wie Arsch auf Eimer!

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  4. Ich finde es geil, dass die deutsche Filmförderung 4,8 Millionen E´s Steuergelder raushaut, um einen Scientology-Werbefilm, in den sich die Produktionsfirma des Multimillionärs Tom Cruise eingekauft hat, zu finanzieren.

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  5. Das ist allerdings äußerst bemerkenswert! Wahrscheinlich wird mit dem Erhalt der Arbeitsplätze in Babelsberg argumentiert… Andrerseits: Wenn – als hochprofitables Unternehmen – BMW in Leipzig 300 Mios Subventionen für den Bau einer Autofabrik kassiert, warum sollte dann nicht auch ein mutmaßlicher Flop untertützt werden? Es geht ja um Arbeitsplätze… :-)

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  6. Wenn ich dann das hier lese, kann ich korrupts Zorn dreifach verstehen. Oder 4,8- bzw. 300 Mill-fach.

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  7. Im Hinter- und Untergrund des durchaus nicht kleinen Verschwörerkreises gab es auch eine Reihe nobler Menschen. Aber Stauffenberg? Und diese ganzen Preußenköppe, Offiziere und Militaristen?

    Für mich sind das eher Anschlagsziele als Helden.

    Und warum wird immer nur diese eine, überaus späte Widerstandsgeschichte des 19. Juli offiziös erzählt. Ich habe das nie begriffen. Georg Elser, Edelweißpiraten, dem Schollkreis und der Jazzjugend fühle ich mich näher. Und verfluchte Scheiße: Lediglich 12 Minuten fehlten beim Elser-Attentat.

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  8. Faschist erster Güte?
    Genauso falsch, wie die weiße Widerstandsweste, die ihm andernorts angelegt wird.

    “Das Attentat gegen Hitler und seine engsten Angetrauten entsprang keiner humanistischen Weltanschauung, die Gründe für seine Abkehr vom Führer liegen nicht in einer Läuterung begründet. Einzig und allein die Abwendung der bevorstehenden Niederlage seines deutschen Vaterreiches waren der Grund für das Attentat.”

    Ich weiß ja jetzt nicht, wieviel polemische Übertreibung hier drin steckt, aber ich halte Stauffenbergs Verbindung zu Stefan Georges “Heiligem Deutschland” – einer geistig-seelischen Aristokratie – durchaus für beachtenswert, um mal ein bisschen die Relationen hier zurechtzurücken…

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  9. @DrDean: Eben…
    @Jochen: Gelesen und für gut befunden… :-)
    @.markus: Die Realtionen hier zurechtzurücken steht Dir frei und ich feue mich – ehrlich – immer über contra, das kommt hier oft zu kurz. Der geneigte Diskutant mag Deine Einwände in seine Meinungsbildung einbeziehen, ich selbst, das gebe ich gern zu, habe mich beim Schreiben des Beitrags weniger historischen Nebensträngen gewidmet, sondern ich betrachte die Lage etwas einfacher: Jemand, der sich im dritten Reich so weit nach oben schläft, dessen Menschenbild sich so wie im zitierten Brief darstellt, ist und bleibt für mich ein Faschist erster Güte. Die Kontakte zu Stefan Georges – ich war bei den Treffen nicht dabei, aber in der Not fickt der Teufel seine Großmudder, in der Not unterstützt der Amerikaner die Taliban (z.B. wenn es gegen gegen die Russen geht). Feindbilder, das ist Grundkurs Psychologie, schweißen derart zusammen, dass selbst größte Differenzen in den Hintergrund treten. Au0ßerdem finde ich sehr entscheidend, dass sich Stauffenberg erst 10 Monate vor Kriegsende, also als die Niederlage absehbar war, gegen das Naziregime entschieden hat. Für meine Begriffe etwas spät, wenn er als Antinazist gesehen werden möchte bzw. dafür dass seine Nachkommen ihn gern so dargestellt wüssten.
    Aber sei´s drum: Warum wird ausgerechnet jener Mann so geehrt und warum feiern die oberen 2000 nicht statt des 20. Juli den 8. November? Oder den 8. Mai?

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  10. Den Fragen deines letzten Absatzes kann ich mich voll und ganz anschließen, aber darum gehts mir hier nicht!

    Ich hab nur ein Problem damit, wenn nicht differenziert wird, egal ob das die Heldenverehrung oder die Faschoklassifizierung ist. Damit macht man es sich meistens/immer zu einfach.

    Aber jetzt erstmal, Wochenende ;)

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  11. Ein schönes solches wünsche ich Dir.

    Und ja: Einfach mache ich es mir oft. Ausgefeilte historische Exegesen liest man woanders, nicht hier ;-)

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  12. @markus
    aber der nette brief?!
    @pantoffel
    kann nich wiklich kontrahieren, würd ich aber wirklich gerne.

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    gesacht am 20. 07. 2007 um 20:59 Uhr
    von knecht
  13. Das Zitat ist faschistisch durch und durch, keine Frage. Aber war Stauffenberg von Anfang bis “Ende” des Dritten Reiches ein überzeugter Nazi?

    Ach eigentlich wollte ich bloß kurzen Einwand erheben, aber ihr zwingt mich dazu die seit Referatszeiten verstaubte Stauffenberg-Biografie auszugraben ;) Wir diskutieren uns die Tage :-)

    @pantoffelpunk: Ist manchmal schwer die wirkliche Aussage und die stilistische Polemik auseinanderzuhalten. Allgemein meine ich. Schönes Wochenende wünsche ich auch.

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  14. Ich wäre allerdings vorsichtig mit der Behauptung, dass Ludwig Beck und Erwin Rommel Nazigrößen gewesen wären. Klar, aufrechte Demokraten waren beide nicht, und beide waren Karriereoffiziere. Allerdings war Beck meines Wissens der Einzige höhere Offizier der Wehrmacht, der freiwillig aus dem Dienst schied (und auf die absehbare Karriere im Raubkrieg verzichtete). Rommel war ein extrem ehrgeiziger Befehlshaber und der “Vorzeigegeneral” der Nazipropaganda. Hinsichtlich seiner Haltung zur Naziidelogie schätze ich ihn als Opportunisten ein – der Mann tat eben alles für seine Karriere, scheint aber den ganzen Herrenmenschen / Rassenquatsch nicht geschluckt zu haben. Als dann immer mehr komplett hirnrissige Befehle aus dem Führerhauptquartier kamen (immerhin noch vor “Stalingrad”), wachte er endlich aus seinen Machtträumen auf.
    Also: keine Helden, keine Vorbilder und wahrscheinlich übel deutschnational und autoritär – aber auch keine “Nazigrößen”.

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  15. @MartinM
    o.k. es waren keine “NaziGrößen”, dafür aber immerhin rassistische reaktionäre millitaristen und ich würde keinen von denen zum helden machen?!

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    gesacht am 21. 07. 2007 um 20:45 Uhr
    von knecht
  16. Wie immer zu spät für die Diskussion, möchte ich mich dennoch ein paar vorangegangenen Kommentaren anschließen. Besonders dem von Dr. Dean. Daß ausgerechnet Altkanzler Helmut “Birne” Kohl, seineszeichens Wendekanzler und Stichwortgeber in der Debatte um die Asylpraxis Anfang der 90´er, eine Rede zu Ehren des “Widerstandes” gegen das NS-Regime durch Stauffi und Co. hält, ist an sich schon eine Farce. Daß aber in einem Atemzug Militaristen, Antifaschisten und Anarchisten gleichgesetzt werden, geht schon mal überhaupt nicht klar. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was erstere mit den beiden letzteren gemein hätten.

    Ein Anschlag auf Hitler und seine Helfershelfer war sicher begrüßenswert. Die Motive dafür zumindest bei Claus und Anhang mehr als fragwürdig, wenn nicht verachtenswert.
    Eine Gleichsetzung dieser Tat mit dem Widerstand Elsers, der Geschwister Scholl, Ernst Thälmann oder Luxemburg und Liebknecht, ist nichts weiter als die Fortsetzung einer erschreckenden Geschichtsverdrehung. Stauffenberg sah nach etlichen Kriegsjahren sein Land am Boden und wollte retten, was noch zu retten war. Nicht zuletzt auch, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Eine Ehrung solch einer Person ist eine Frechheit und entehrt alle aufrechten Widerstandskämpfer. Wenn es etwas zu feiern gibt, dann wohl eher den 8. Mai.

    Und wenn ihr schon bei T-Shirts seid: wie wäre es mit einem schwarzen T-Shirt und einer schlichten, kleinen, weißen Rose auf der Brust? Körbi, hast du da ein schönes Motiv? Ich suche schon seit Jahren. Es ist weit weniger Personenkult, als einen Namen spazieren zu tragen (nichts gegen Elser, aber ich würde es genauso wenig tragen, wie ein Che Guevara Konterfei), und doch eindeutig in seiner Aussage.

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    gesacht am 22. 07. 2007 um 10:43 Uhr
    von Der Seppel
  17. “…eher ein Einzelgänger, war er doch wegen seiner überaus freundlichen Art sehr geschätzt und gern gesehen. In den Jahren 1928 und 1929 war er Mitglied im Roten Frontkämpferbund, der Kampforganisation der KPD…” (Wikipedia)
    Das ist wohl der Grund warum Elsner ein relativ Unbekannter ist, während Stauffenberg in dutzend Filmen geehrt wird.
    Ein Einzelgänger UND Kommunist eignet sich halt nicht als (Kino-)Held für unser grrroßartiges Vaterland. Da ehren wir lieber einen, der erst was unternommen hat, als der Krieg schon verloren war. Stauffenberg ist zu vergleichen mit einer Ratte, die das sinkende Schiff verlassen hat (Nichts gegen Ratten)…

    Deutschland; nichts gelernt aus seiner Vergangenheit.

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  18. [...] der prima in Bild und Ton festhält, was ich anno dunnemals schrubte. Also: Danke [...]

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  19. [...] gegenüber dem Pantoffelpunk, der mir erspart, für Pocher eine Lanze zu brechen, weil ers schon weitaus eleganter ohne Pocher gemacht hat. Man kann Stauffenberg meiner Ansicht nach nicht wirklich angemessen durch den Kakao ziehen, [...]

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Datum: Freitag, 20. Juli 2007 um 09:34
Kategorie: Brechmittel
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