Horst Köhler
1. Oktober 2007, 23:32 Uhr von pantoffelpunkHerr Köhler, mit Ihrer Berliner Rede kommen Sie fast sozialdemokratisch daher, so flammend Ihr Appell gegen das Böse, gegen die Doppelmoral der Welthandelspolitik, gegen die Abschottung der westlichen Märkte und dagegen, dass die Industrieländer sie (Anm.: die armen Länder) mit Produkten zu Dumpingpreisen überschwemmen. Ergreifend, wie sie es anders sagen: “Anders gesagt: Die Armen verhungern auch am Reichtum der Reichen; und diese Reichen mauern sich ein in der Festung Europa, weil sie nicht teilen wollen.” Sie beklagen außerdem die Ungleichheit der Einkommensverteilung in Deutschland und fordern, der Aufstieg der einen dürfe nicht der Abstieg der anderen sein.
Ich weiß nicht, was da in der Villa Kunterbunt im Schloss Bellevue für Getränke gereicht werden, Herr Köhler, aber Sie wissen schon noch, wie man das Ganze nennt, das Sie da beklagen, oder? Wenn die Kapitalerträge wachsen und die Löhne sinken, wenn eben der Aufstieg der einen der Abstieg der anderen ist, oder – anders gesagt – wenige auf Kosten vieler leben? Das, Herr Köhler, nennt man funktionierender Kapitalismus, Herr Köhler. Wieder zu Hause, jetzt?
Gern geschehen.