Na gut: Ich habe abgetrieben applaudiert

29. März 2007, 23:46 Uhr von pantoffelpunk

Der Vielschreiber (wer soll da denn noch hinterherlesen???) professional slacker hat zwei sehr interessante Artikel aufgetan, die aus unterschiedlichsten Perspektiven die und den Umgang mit ihr behandeln.

Essenz des Artikels von Torsten Krauel auf WELT online ist wohl, dass die RAFler, die den SS-Offizier Schleyer (bei Torsten Krauel natürlich nur Mitläufer…) umgebracht haben, eigentlich waren.

Helmut Schmidt kann sich seinen Rathenau, die gottverfluchte Judensau, in Mülhausen abholen – es stand dort so nicht, da stand „korrupte Existenz beendet“, aber der Ton war der gleiche. Erst der Nazi-Genickschuss im Wald und die Hinrichtung des Copiloten der „Landshut“ durch arabische Genossen hat die RAF zu Kriminellen werden lassen.

Habe ich da was verpasst oder hat Herr Krauel den Schuss nicht gehört? Er schließt dann übrigens mit der Aufforderung an alle, die damals applaudiert haben, sich bitte jetzt zu outen, wie anno dunnemals die “Ich habe abgetrieben-Damen” im Stern.

Irendwie aufgeräumter erscheint mir da der Artikel von Wigbold Dortse in der Jungen Welt…

Von den Motiven der Leute, die als Mitglieder der Bewegung 2. Juni oder der RAF militant einen Staat bekämpften, den sie als NS-Nachfolgeunternehmen analysierten, ist nicht mehr die Rede. An dem Tag, als Kurt Georg Kiesinger, ehemaliger Referent bei Joseph Goebbels, deutscher Bundeskanzler wurde, hatte nicht nur Ulrike Meinhof das Treiben der sauber entnazifizierten Nazideutschen satt.

bitte selber lesen.

Wer hätte das gedacht, dass im Frühling 2007 der deutsche Herbst noch einmal so Thema wird…?!

flattr this!

4 ma was gesacht

  1. Hallo, Pantoffelpunk! Hast Du meine gelöschte Parodie zu Torsten Krauel in der WELT nicht gelesen? Hier ist sie, falls sie gleich wieder gelöscht wird:

    Jörg Sutter meint:
    30-03-2007, 07:14 Uhr
    Man stelle sich vor, in der zu verteidigenden “freien Welt” erschien dieser Kommentar:

    “Zehntausende waren von den USA und Israel fasziniert – bis in die Mitte der Gesellschaft. Es handelte sich um eine Verführung wie unter Nazis. Das Schweigen darüber dauert bis heute an. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, es zu beenden.
    Nun, da der Irak und Afghanistan im Choas versinken, 4 Millionen Menschen auf der Flucht sind, 700.000 Zivilisten ermordet, kommt die Zeit, wo sich die Klammheimlichen ihrer Sympathie entledigen.
    Lange hielten sie diese Morde für nur allzu berechtigt, richteten sich dies doch gegen den “Islamofaschismus”, gegen böse Mächte, die sich gegen die freie Welt verschworen hatten.
    Der “Terrorismus” erschien als “System”, gegen das man sich wehren mußte – mit allen Mitteln.
    Wenn die israelischen und amerikanischen Bomber libanesische und irakische Städte einebneten, hatten die Mitläufer das Gefühl, an einem Akt höherer Gerechtigkeit teilzuhaben.
    Ging es nicht um die Verbreitung von Demokratie und Menschenrechten?
    Die Opfer sahen das anders.
    Es gab einmal einen „stern“-Titel, auf dem Frauen sagten: „Wir haben abgetrieben!“ Es ist Zeit für einen Titel: „Wir haben applaudiert!“ Nicht, um die Scham zu vergrößern. Sondern um zu sagen: So groß war die klammheimliche Armee, und nie wieder möge es ein Deutschland geben, in dem Menschen beifällig Terroristen zuschauen, weil sie denken, anders höre ihnen ja niemand zu.”

    Wäre das so schlimm? Antwort: In den USA nicht. Nirgendwo wird der Irakkrieg härter kritisiert: im Colbert-Report, im New Yorker…
    Aber hier soll die Freiheit in den USA verherrlicht werden, während Meinungen nicht diskutiert werden dürfen.

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  2. “Wer hätte das gedacht, dass im Frühling 2007 der deutsche Herbst noch einmal so Thema wird…?!”
    wundert dich das wirklich bei der richtung die politikerseits vorgegeben wird? man fühlt sich ja fast wie in einer zeitschleife und die presse ist auch wieder mit (fast ) dem selben ton dabei…

    guckst du: http://www.elementarteile.de/?p=944

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  3. es ist doch immer wieder schon droste zu lesen …

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  4. @Jörg: Ich verstehe irgendwie nicht so ganz, worauf Du hinaus willst….!?

    wundert dich das wirklich bei der richtung die politikerseits vorgegeben wird?

    Ja, ben, es wundert mich, dass politikerseits darum solch ein Heckmeck gemacht wird und dass sie davon ausgehen, hier mit starken Sprüchen Stimmen zu ergattern. Und dann wundert mich, dass dieser Plan auch noch aufgeht. Und BILD mit dem Alkoholiker Wagner an der Front dreht mal wieder komplett durch.

    @redblog: Wigbold Doster wurde seinerzeit von irgendeiner autnomen FrauInnen-Gruppe oder so aus der Kieler Hansastrasse 48 gejagt, weil ihm wegen irgendeiner Satire Rassismus oder Sexismus oder irgendeine andere schlimme Krankheit vorgeworfen wurde. Es kam tatsächlich nicht zu einer Lesung. Die wurde von Linken (!!!) verhindert. Ich kriege das leider nicht mehr wirklich zusammen – ich fand das so arm, dass ich es GANZ schnell verdrängt habe.

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Datum: Donnerstag, 29. März 2007 um 23:46
Kategorie: Brechmittel
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