Nachtrag
25. Juli 2006, 02:03 Uhr von pantoffelpunkKern linken Selbstverständnisses ist und bleibt der Antifaschismus. Problem ist: Der Faschismus hat mittlerweile wohl mehr Definitionen erfahren als ein guter Orgasmus. Genauso weit gefächert ist wohl denn auch das Verständnis von Antifaschismus.
Nicht nur liberale und christdemokratische Establishment-Politik sowie – man höre und staune: die FIFA – spricht sich heuer mehr oder weniger konsequent aber immerhin öffentlich gegen Faschismus aus, nein, sogar die Billich-Nazen bedienen sich mittlerweile neben “unserer” Dress- und Sprachcodes dieses Terminus´:
In diesem Konglumerat auch letztlich in der Tat spießbürgerlicher und sogar rassistischer Menschen und Institutionen mag es schwerfallen, sich als Antifaschist zu gefallen, fehlt doch so sehr die Möglichkeit, sich deutlich von diesen Hirnis abzugrenzen, die sich zwar immer wieder betroffen wähnen, aber letzlich überzeugte Systemunterstützer sind. Da wird dann differenziert und gespaltet, dass es eine Art hat, da wird der Wettbewerb der großen Leuchten ausgetragen, wer denn jetzt der antifaschistischste aller Antifaschisten ist, wer Bahamas, wer indymedia und wer echt links ist.
Und dann kommen da so deutsche Franks und Svens und Knuts, die auf diesem Planeten wohl die einzigen sind, die noch einen Überblick über Aktion und Reaktion haben, die die Schuldfrage klären können, und sie trinken sich, nachdem sie bei Mutti die Wäsche gebügelt abgeholt haben, auf ihrem warmen und gemütlichen Balkon bei Kerzenschein im Juli einen schönen Vodka on the Rocks, debattieren und diskutieren, geistig fernab der Heimat, und halten sich für die Speerspitze der globalen antifaschistischen Bewegung, indem sie es toll finden und bejubeln, dass Kindern die Hütte unterm Arsch weggesprengt wird, weil so etwas zu supporten so wahnsinnig unhausfraulich ist, weil Gewalt so geil ist, weil Israel zu supporten so wahnsinnig undeutsch ist, weil antideutsch so sexy ist.
Das geht mir so extrem auf den Sack, das glaubt kein Mensch.
Beste Genesungswünsche vom deutschen Wesen usw.