Ein hungriger Mann ist ein wütender Mann
14. April 2008, 10:03 Uhr von pantoffelpunkLiebe Journalisten, wenn für 80% der Haitianer die Verdoppelung der Lebensmittelpreise innerhalb der letzten paar Jahre nicht bedeutet, dass sie doppelt so viel ausgeben, sondern dass sie halb so viel essen, dann ist das natürlich überhaupt kein Grund, den Kapitalismus als gescheitert anzusehen oder ihn auch nur ansatzweise zu kritisieren. Und so bin ich sehr froh, dass Ihr zum Abschluss der Meldungen zu Haiti und anderen Ländern, in denen immer mehr Menschen ihren Kindern nicht die notwendige Schüssel Reis am Tag zur Verfügung stellen können, die großzügigen Lebensmittelspenden der Industrieländer aufzählt und damit die Gemüter der Radiohörer und Zeitungsleser beruhigt. Wenn Ihr aber bitte heute Mittag, einfach nur um Eurer Tradition vollständig treu zu bleiben, wenn Ihr also bitte nachdem ihr Euer Mousse au Chocolat verspeist habt, alle die für morgen geplanten Berichte und Kommentare zu den Unruhen in Haiti noch einmal überarbeiten und diese schließen möget mit:
“Für Protest haben wir Verständnis – aber friedlich muss er sein.”
Das würde mich einfach total beruhigen. Danke.