Heute nur die Essenz

26. April 2010, 21:59 Uhr von pantoffelpunk

In meinem Kopf ist er fertig: Mein allumfassender Beitrag zur Lage der Nation und der Welt. In meinem Kopf hat der Beitrag etwa 200.000 Zeichen, 150 Links, 30 Illustrationen und 75 Zitate. Er handelt von der Umverteilung von unten nach oben, dem manifestierten Alltagsrassimus, den von oben geschürten Ängsten vor Gleichheit und Solidarität, von Klimawandel und Völkerwanderung, von Kapitalismus, internationaler Ausbeutung und der Witzfigur Niebel, von Hartz IV und Mindestlohn, von Westerwelle, den Linken und der Piratenpartei. Von Punkrock, Polizeigewalt und Fußballfans, von ACTA, ELENA und INDECT. Von Schäuble, Schily, Merkel, Deuse und Diekmann. Von der HSH Nordbank und den Hamburger KITA-Gebühren, von Guttenberg, der Rüstungsindustrie und der Atomlobby, vom Mülltourismus und somalischer Piraterie. Von der Nützlichkeit der Fascho-Glatzen, den gleichgeschalteten Medien, dem Unterhaltungsterrorismus und vom sogenannten Mittelstand. Vom Arschkriechen und Denunzieren, vom christlichen Scheinheiligtum, der Hatz gegen den nicht minder bekloppten Islam und vom Fresse halten. Vom Wegsehen. Von Dummheit und Ignoranz, von Sexismus, Homophobie und Gehirnfickerei.

Ich habe nicht die Muße, diesen Beitrag zu schreiben. Stattdessen schreibe ich die Essenz auf, die dem einen oder anderen zu kurz gegriffen scheint, mir aber ist so:

Entweder wir gewinnen einen bewaffneten Aufstand und zwar satt und ohne Gefangene oder wir akzeptieren, dass alles, was wir für eine bessere Welt tun, Gefrickel für die persönliche Karmabilanz ist.

Aber wer von uns Guten hat schon Lust, jemanden umzunieten?

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Es war nicht alles schlecht im Kapitalismus

2. April 2009, 08:37 Uhr von pantoffelpunk

Schönes Transpi

Auf wiedersehen, Kapitalismus!

von indymedia

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Experten bei Anne Will

29. März 2009, 22:55 Uhr von pantoffelpunk

Bei Anne Will wird zur Stunde diskutiert, ob man Bonus-Zahlungen an Bankmanager begrenzen muss, sollte, darf oder überhaupt kann? Aufhänger der Diskussion sind Bonus-Zahlungen an Manager der Dresdner Bank in Höhe von 58 Millionen EU. Und dazu dürfen jetzt (von MEINEN GEZ-Gebühren bezahlte) “Experten” aus Wirtschaft und Politik etwas sagen, um das Vertrauen des “Mannes und der Frau von der Straße zurück zu gewinnen”: Frau Schwan, die einmal zeigen darf, dass sie genau so gegen das Schweine-System anreden kann wie Red Horst Köhler, Christian Wulf, der als Vertreter der wirtschaftsnahen CDU an die Menschlichkeit des Kapitalismus apellieren darf, irgend so ein rolextragender Berater, der das natürlich auch irgendwo doof findet, Herr Ernst von der Linken, der – egal, was er sagt – kaum Applaus bekommt, weil er von der Linken ist und Oswald Metzger, der sogar glaubt, dass der Mensch nur aus der Gier heraus das Rad erfunden hat und außerdem Herrn Ernst vorwerfen darf, dass die IG Metall Schuld ist an den exorbitanten Managergehältern.

Die verplempern da also wertvolle, weil teure Sendezeit, in der man auch ein best of aller FC St. Pauli Tore der letzten 25 Jahre zeigen könnte (zum Beispiel) und dürfen zur Eingangsfrage ihre Meinung in die Mikrophone sagen, während ich nicht nur Hals bekomme sondern auch glaube, im komplett falschen Film zu sein. Es gibt überhaupt keinen, nicht einen beschissenen, kleinen Grund, diese absolut obsolete Frage überhaupt nur zu stellen geschweige zu diskutieren, denn es ist doch so einfach, zumindest, wenn einem etliche Jahre Partei- oder Konzernzugehörigkeit nicht für immer und ewig den Denkhahn abgedreht haben: Wenn ein Unternehmen genug Geld hat, leitenden Angestellten, die selbiges komplett in die Grütze gefahren haben, mit 58 Milllionen EU zu entlohnen, benötigt es nicht einzigen Cent Staatshilfe, fertig. Der Markt regelt den Rest.

Und sollten darob ein paar Bankkauffrauen und Bankkaufmänner, einige IT-System- und Informatikkaufleute arbeitslos werden, kann der Staat jeden einzelnen von ihnen mit den gesparten Milliarden über etliche Jahre mit einem vierstelligen Betrag monatlich unterstützen und kann sich sogar sicher sein, dass dieses Geld nicht auf irgendwelchen dubiosen Liechtensteiner Konten versickert oder in unsicheren Kreditrückkaufzertifikaten verpufft, sondern via ALDI, Hertie, Media Markt und ATU direkt in die Wirtschaft zurückfließt.

Gott im Himmel! Echt!

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Ein hungriger Mann ist ein wütender Mann

14. April 2008, 10:03 Uhr von pantoffelpunk

Liebe Journalisten, wenn für 80% der Haitianer die Verdoppelung der Lebensmittelpreise innerhalb der letzten paar Jahre nicht bedeutet, dass sie doppelt so viel ausgeben, sondern dass sie halb so viel essen, dann ist das natürlich überhaupt kein Grund, den Kapitalismus als gescheitert anzusehen oder ihn auch nur ansatzweise zu kritisieren. Und so bin ich sehr froh, dass Ihr zum Abschluss der Meldungen zu Haiti und anderen Ländern, in denen immer mehr Menschen ihren Kindern nicht die notwendige Schüssel Reis am Tag zur Verfügung stellen können, die großzügigen Lebensmittelspenden der Industrieländer aufzählt und damit die Gemüter der Radiohörer und Zeitungsleser beruhigt. Wenn Ihr aber bitte heute Mittag, einfach nur um Eurer Tradition vollständig treu zu bleiben, wenn Ihr also bitte nachdem ihr Euer Mousse au Chocolat verspeist habt, alle die für morgen geplanten Berichte und Kommentare zu den Unruhen in Haiti noch einmal überarbeiten und diese schließen möget mit:

“Für Protest haben wir Verständnis – aber friedlich muss er sein.”

Das würde mich einfach total beruhigen. Danke.

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