VT: Zensursula lenkt ab
28. Juli 2009, 22:00 Uhr von korruptSo, muss ich meine Gastbloggerberechtigungskarte doch auch mal ausnutzen. Und nachdem mich heute ausgerechnet Spreeblick dran erinnerte, dass manchmal peinliche Selbstdemontagen aus vollkommen unpeinlichen Anlässen durchgezogen werden, muss ich mal einige Hintergedanken zu Zensursulas Peinlichkeiten loswerden. Ich glaube fest an die menschliche Dummheit in all ihrer unermesslichen Größe, aber mir wird es mit der Zeit schlicht zu viel. Und aus welchen Motiven auch immer beschleicht mich immer öfter der Gedanke, das ist alles Absicht und Ablenkung. Das Internetpack hat was zum sich das Maul zerreißen, und jeder Zensursula-Artikel hält die Leute davon ab, über alles andere zu schreiben oder zu lesen. Wie beispielsweise die ganze Bailoutscheiße etc.
Das in Kurzfassung. Etwas ausführlicher. Auf Spreeblick las ich heute den netten Gedanken, dass diese Entsorgung verbalen Sondermülls seitens des ausführenden Matthias Güldner, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Bremen, von dessen Seite vielleicht ernst gemeint war, von der Welt vermutlich aber als reiner Linkbait inszeniert wurde. klar: Als Politiker muss man heute nur entsprechend Müll in Sachern Kinderporno im Netz absondern, um entsprechend zerlegt zu werden. Als Onlinemedium muss man das nur dokumentieren, um verlinkt zu werden. im Unterschied zum Politiker sind die negativen Folgen überschaubar.
Aber auch im Fall Zensursula sind sie es, zumindest ein Stück weit. Ich kann mir vorstellen, dass das am Anfang nicht beabsichtigt war, inzwischen scheint es mir auch plausibel, dass aus der Not eine Tugend gemacht wurde: die Frau ist eh verbrannt, was zumindest die Netzdebatte angeht, jetzt ists eh vollends egal, jetzt kann sie die Leute auch weiterbeschäftigen. Das erklärt das völlige Fehlen von Merkfähigkeit bei der vdL, das erklärt, warum da noch immer kein Experte an ihre Seite gestellt wurde, der die dümmsten Statements wenigstens mal gegenliest, bevor sie wieder irgendwo ins Netz gestellt werden, und nebenbei kann man eine nette kleine Fallstudie machen zum Thema “Wie derbe läßt sich das Netz ignorieren, solang wir nur unseren Offlinewahlkampf ordentlich machen und dem Normalbürger auf der Veranstaltung erzählen, dass ihr Nachbar seine Garage nicht bis auf achtzig Zentimeter an die Gemarkung bauen darf, wenn er brav CDU wählt, und dass die Linke alles Kommunisten sind, die einem “alles wegnehmen” wollen.
Nun ist es ja nicht so, dass alles andere nicht auch im Netz aufgegriffen wird. Und weiter: natürlich sind bei so einer Thematik die Ansichten im Netz vergleichsweise einiger als bei anderen Themen, die eben weniger netzbezogen sind. Entsprechend geschlossener der Widerhall, der ja auch konsequenterweise regelmäßig als Reaktion der “Netzcommunity” inszeniert wird.
Mal gesetzt der Fall, dem wäre so: die Leyen ist das Bauernopfer, die sich grade netzöffentlich lächerlich macht. In Berlin sitzen grade eine Latte Leute, die gottfroh dran sind, solang sich die Debatte dadrauf konzentriert, weil ja genügend anderer Dreck abläuft, beispielsweise das Totalversagen des geliebten Wirtschaftssystems. A propos:
Das kam im Ersten. Ich kanns mir auch nicht erklären, aber so wars.
Ich weiss noch nicht, was man draus lernen sollte, aber ich hab den schweren Verdacht, dass bei der geliebten Bundesregierung grade einiges gelernt wird. An meinem vagen Unbehagen mag ich die werte punksche Leserschaft gerne teilhaben lassen. Thx fürs wiederpostendürfen, Punk, und schönen Urlaub :)