Bun Rastaman*!

4. Juli 2007, 00:40 Uhr von pantoffelpunk

David ist 26. Jede seiner Narben erzählt eine andere grauenhafte Geschichte: eine Narbe am Hals von dem Versuch einer Gang, ihm die Kehle zu zerschneiden, Narben am Arm, der ihm mehrmals gebrochen wurde, Narben am Handgelenk von einem Versuch, ihm die rechte Hand mit einer Machete abzuhacken, Male an seinen Füssen, ein durchlöchertes Trommelfell und unendliche seelische Narben. Und alles, weil er schwul ist. Quelle leider vom Netz genommen oder umgezogen

Dass Reggae nicht ausschließlich die Love- and Peacemusik ist, als die so gern gesehen wird, weiß jeder, dessen Kenntnis der Materie über Laid Backs 80er-Superhit “Sunshine Reggae” und Bob Marleys “No Woman no Cry” hinausgeht.

Ganz im Gegenteil ist schon die Textzeile “I don´t want no peace, I need equal rights and justice” von Peter Tosh ein Abgesang auf den dem Reggae fälschlicherweise zugesprochenen Pazifismus.

Das Leben auf Jamaica war in der weit zurückliegenden Verangenheit keine Cocktailparty und das ist es in der jüngeren Geschichte nicht geworden. Statistisch gesehen werden auf Jamaica jeden Tag 4 Menschen ermordet. Eine Zahl, die Jamaica seit Jahren einen Platz in den Top 5 der Morde pro 100.000 Einwohner beschert. In der Statistik der von der Polizei getöteten Personen liegt Jamaica gar an der traurigen Spitzenposition weltweit. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.

Jamaicas Bevölkerung ist zu einem Großteil durch die Rastafari-Religion geprägt.

Rastafari ist eine auf Jamaika in den 1930er Jahren entstandene, heute weltweit verbreitete Lebensweise mit starken christlichen mythischen alttestamentlichen Bezügen. Die Bewegung glaubt an die Göttlichkeit des Jesus von Nazareth. [...] Rastas sind – wie auch die meisten Christen – von der Dreifaltigkeit des christlichen Gottes überzeugt, selbiges gilt demzufolge auch für Haile Selassie, der dessen Wiedergeburt ist.

Im Gegensatz zu Christen, Juden und Muslimen warten die Rastas demnach nicht mehr auf das (erneute) Erscheinen des Messias, welches die Endzeit einläuten soll, sondern sehen dies bereits durch die Krönung Haile Selassies als erfüllt an. Es herrscht die Auffassung, dass Gott drei Mal in Form eines Menschen auf der Erde erschien: Die erste Inkarnation in der Gestalt des Melchisedech, die zweite als Jesus Christus und die dritte und letzte als Haile Selassie I., der die Sieben Siegel öffnet und das Armageddon einleitet.

Quelle: wikipedia

Wie in allen (Korrektur: vielen) Religionen wird Homosexualität auch bei den Rastas abgelehnt. Diese Ablehnung bekommen Homosexuelle auf Jamaica vielfach nicht nur subtil zu spüren:

Das Original wurde leider gelöscht, dieser Clip zeigt aber einen Großteil der Reportage.

Es mag verschiedene soziologische Theorien darüber geben, wie Homophobie in dieser krassen Ausprägung in der Reggae- und Dancehall-Musik Einzug gehalten hat, deren Interpreten doch immer wieder für equal rights und justice einzustehen vorgeben – Fakt ist, dass es kaum einen aktuellen jamaikanischen “Künstler” gibt, der keinen Dreck am Stecken hat und diesbezüglich frei von Sünde ist.

Für Schlagzeilen herhalten müssen neben Vybz Kartel, Sizzla, Capleton, Bounty Killer, Elephant Man und Beenie Man vor allem Buju Banton, der 1992 mit “Boom Bye Bye” einen hammerharten Tune veröffentlichte, den er zwar offiziell zumindest in Europa seit langem nicht mehr zum Besten gibt, von dem er sich aber nie distanziert hat:

Boom Bye Bye
(Me say) Boom bye bye
Inna batty bwoy head (batty bwoy = Arsch(ficker) Junge)
Rude bwoy no promote the nasty man
Dem haffi dead (= they have to be dead, sie müssen sterben)
Boom bye bye
Inna batty bwoy head
Rude bwoy no promote no nasty man
Dem haffi dead [...]

Außerdem ist T.O.K. immer ganz vorn dabei, wenn es darum geht, Homos zu dissen: T.O.K. ist eine jamaikanische Techno-Reggae-Boyband, vollkommen gesichts- und charakterlos, die jamaikanische Entsprechung eines mashups von Brosis und Störkraft. Perfekt einstudierte Hampel-Choreographien herausgeputzter Pausenclowns treffen auf Massive-abgestimmte Songs. Und der widerlichste Song hat es, wie im Weltspiegelbeitrag erwähnt, sogar zur Wahlkampfhymne der JLP gebracht.

Chi Chi Man (= homosexueller Mann)
From dem a par inna chi chi man car
Blaze di fire mek we bun dem (bun dem = sie verbrennen)!!!! (Bun dem!!!!)
From dem a drink inna chi chi man bar
Blaze di fire mek we dun dem!!!! (Dun dem!!!!)
[...]
Cop a shot rise up every calico go rat tat tat
Rat tat tat every chi chi man dem haffi get flat
[...]

Gott Dem aufklärerischen Kampf von Homosexuellen und Homosexuellenverbänden sei Dank ist die Situation für Schwule und Lesben in Deutschland und weiten Teilen Europas zwar noch lange nicht so, dass man von Gleichberechtigung reden kann, aber deutlich entspannter als auf Jamaika. Sogar ins bürgerliche Spektrum schleicht sich langsam ein gewisses Maß an Toleranz, nicht zuletzt vielleicht durch das beherzte, offene und öffentliche Auftreten gleichgeschlechtlich liebender Prominenter und das Installieren von Extratagen, an denen man keine Schwulen hauen soll.

Die Reggae-Szene in Deutschland wird allgemein im emanzipierten, eher links orientierten Spektrum verortet und dort – sollte man meinen – gibt es natürlich keine homophoben Auswüchse.

Mir sind keine deutschen Reggae-Künstler bekannt, die offen homophobe Texte zum Besten geben – das ist ja schon mal erfreulich. Allerdings musste ich zum Beispiel kofschüttelnd zur Kenntnis nehmen, dass sogar engagierte Künstler wie die von mir eigentlich hoch geachteten Mono und Nikitaman nichts dabei finden, mit Ward21 eine Combination einzuspielen und auf dem eigenen Silberling zu veröffentlichen. Und wenn man sich das Line-Up des diesjährigen Summerjam ansieht (Viel Spaß, Herr Tobe!), muss man feststellen, dass das deutsche Auditorium scheinbar nichts gegen schwulenfeindliche Artists einzuwenden hat: Beenie Man, Sizzla, T.O.K – alle sind in Köln am Start und zwar als Headliner. Die Massive freut´s. Im Foum wird sich über alles aufgeregt: Darüber, dass ausgerechnet zwei persönliche Lieblingsbands gleichzeitig spielen, dass das Dixi letztes Jahr zu nah am eigenen Zelt stand oder der Rum Punch zu warm war – ein negatives Wort über schwulenfeindliche Texte sucht man vergebens.
Zugegebenermaßen sind die Songs von Sizzla und Co. zum Teil echte Abräumer, Dancehall-Knaller mit fedden Beats und wummernden Bässen, das rockt durchaus – aber das darf doch nicht alles sein?!

Die Diskussionen zum Thema innerhalb der Szene laufen eher schleppend. Scheinbar gibt es drei Lager: Ein kleiner Teil boykottiert schwulenfeindliche Bands und Sänger, ein überwiegender Teil ist absolut gleichgültig und ein kleiner Teil tatsächlich latent oder offen homophob. Und ähnlich wie auf PI und in sonstigen Rassistenforen wird man von beiden letztgenannten Gruppen gern mal – von ersteren augenzwinkernd vielleicht – abfällig als PC-Fanatiker und Gutmensch abgestempelt – oder eben gar als Schwuchtel beschimpft.

Als Sizzla 2005 seine Europa-Tournee abgsagt hat, weil der englische Schwulen- und Lesbenverband Outrage! einen solchen Druck auf verschiedene Veranstalter ausgeübt hatte, dass einige die geplanten Konzerte cancelten, fiel auch sein Auftritt beim Summerjam aus. Nicht etwa, weil Contour-Music sich auch diesem Druck gebeugt hätte oder sich gar einsichtig zeigte, sondern weil es für Herrn Sizzla wegen ein paar lumpiger Konzetre nicht mehr lohnte, nach Europa zu kommen. Als ich im dortigen Forum zur gelungenen Aktion applaudiert habe, wurde mir übelst eingeschenkt und es dauerte lange, bis ich einen Mitstreiter gefunden hatte. Man konnte dort so wahnsinnig erbauliche Statements lesen wie “Bisher hatte ich nichts gegen Schwule, aber jetzt treiben sie es zu weit!” oder auch offen hasserfüllt: “Scheißschwuchteln! 75,- € zum Fenster rausgeworfen! Bun Batty Man!” – die Schwulen waren also die Bösen, nicht etwa Sizzla, der zum Mord gegen sie aufruft.

Das argumentativ tiefsinnigste Statement war, dass ich mich mit der Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklung Jamaikas auseinandersetzen müsse, um den Hintergrund dessen zu verstehen. Verstehen kann ich dann – aber Verständnis habe ich dann immer noch nicht.

Auch die Rechtfertigung, die “Weißen” hätten den Jamaikanern über Jahrhunderte versucht, die Lebens- und Sichtweisen zu diktieren, diesen Fehler sollten “wir” als europäische Reggaefans mit Respekt vor dem jamaikanischen Volk nicht fortsetzen, kann ich nicht gelten lassen. Vielmehr muss ich mich als weißer Mitteleuropäer nicht damit abfinden, dass Künstler in Ihren Liedern hier mit mittelalterlichen, hasserfüllten Thesen die Jugend verführen und irgendwelche Gruppen auf das übelste dissen. Ganz davon abgesehen, dass die jamaikanischen Schwulen und Lesben meine uneingeschränkte Solidarität haben und sei es in diesem Kampf gegen Windmühlen nur ein überzogen langer Artikel in meinem blog.

Viele argumentieren auch, die Texte seien nicht so gemeint. Aber wie denn?

Ein überwiegender Großteil der Argumente tendiert in die Richtung, dass so wie so keiner die in Patwa vorgetragenen Texte versteht und die Musik das ist, was zählt und nicht der Text. Die Reggae- und Dancehall-Szene als unkritisches Partyvolk, das alles frisst, was man ihm vorwirft – diesen Gedanken empfinde ich als sehr beklemmend:

Jeder soll denn sound spielen den er mag, und zu dessen lyrics er stehen kann! scheiss egal ob da battis oder der papst “gebunt” werden.

ich glaube kaum, dass die haeufig gespielten tunes deshalb gespielt werden, weil sie batty-tunes sind. ich sehe auch keinen TREND zu batty-tunes. die waren immer da und werden immer da sein.
jeder tune, der gut ankommt, sollte gespielt werden.

Richtig. Und wenn Landser demnächst nen fetten Dancehall-Tune hinlegen, in dessen Texten sie zum Mord der AIDS-verseuchten Reggae-Nigger aufrufen, spielen wir die auch. Und tanzen richtig ab. Logisch. Geht ja nur um die Musik. Wenn´s ankommt. So what?

Manchmal driftet (oder auch eiert) die Argumentation dann etwas ab, wenn es heimelig wird im Forum und langsam die Masken fallen:

fur mich ist homosexualität auch falsch – dennoch ist es mir egal ob jemand schwul ist oder nicht—–man sollte schwule und lesebn genauso akzeptieren wie andere kulturen und religionen

Obwohl meine Einstellung schon nochn bissel abweicht: Ich werd Homosexualität nie normal, i.e. akzeptabel finden. Ich hab gegen keinen Menschen was, nur gegen gewisse Haltungen, sexuelle Vorlieben etc.

Andere wiederum haben Ihre Hausaufgaben gemacht:

wer Reggae lebt, liebt und hört muß die kulturelle Intoleranz seiner musikalischen Helden zunächst einmal realisieren und dann auch tolerieren. Sonst lebt man mit einer Lüge. Und das, Bredren und Sistren, ist ein Punkt über den man nicht diskutieren kann.

Stimmt, das ist ein Punkt, über den man diskutieren MUSS. Denn natürlich muss ich keine homophoben Musiker tolerieren, ganz im Gegenteil. Wenn ich glaubhaft bleiben will, muss ich MEINE Werte auch gegenüber den Heiligen der Insel vertreten und mir meine Helden genau aussuchen. Dass Beenie und Elephant Man, Sizzla und T.O.K nicht dazugehören, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Und dass es durchaus möglich ist, Grenzen aufzuzeigen, sieht man an den (mal wieder) französischen Reggaeheads, die schon mal einen Artist von der Bühne pfeifen und buhen, wenn er homophob textet.

In den Medien, die sich mit Reggae beschäftigen gibt es durchaus auch kritische Worte, so räumt der Autor von reggaenode.de einmal kräftig auf und konstatiert

[...] sie sind gut ausgebildet und äußern das auch. Das gilt für die Rastamützen-Hippie Variante des Reggae-Fans genauso wie für den HipHop-Kopfnicker und alles was dazwischen ist. Ja und was macht das schlaue Publikum? Es grölt die Parolen und singt die Texte mit – nicht wissend, dass sie da zu Mord und Verbrennen aufrufen??? [...]

Es wird Zeit dass Sounds und Artists laut gegen die Hetze anschreien und die Batty Boy tunes links liegen lassen. Es wird Zeit, dass das Publikum seine Meinung sagt und hate tunes aus den Dancehalls und von den Stages verpfeift. [...]

Der riddim als führendes Reggaeorgan des Landes muss man hier Meinungsvielfalt attestieren. Während einer der Autoren in einer der letzten Ausgabe Capleton (oder war es Beenie Man oder Sizzla? Dun no!) großen Respekt dafür zollte, nicht vor Sponsoren einzuknicken und seine Meinung entgegen deren Warnungen zu äußern, wurde mir schlecht. So schlecht, wie mir regelmäßig wird, wenn ich das arrogante und entrückte Gefasel des selbsternannten Reggaepapstes Uli Güldner lese:

“Wir sollten uns auch in Deutschland vor dem dumm-dreisten Gschwätz von Leuten verwahren, die Homophopie und Rassismus in der Skala der Übel auf ein und diesselbe Stufe stellen,…”

Diskriminierung verschiedender Gruppen unterschiedlich zu bewerten, also Menschen erster und zweiter Klassen zu definieren – wie nennt man das?

Aber riddim bringt auch tatsächlich kritische Texte und greift das Thema auf, wenn auch – das empfinde ich ganz subjektiv so – wie im Reggaenode-Artikel auch, manchmal etwas halbherzig und mit dem Unterton, es müsse sich nicht deshalb etwas ändern, damit die Schwulen aus der Schusslinie kommen und das haten ein Ende hat, sondern damit wir wieder in Ruhe die Konzerte genießen können.

In den letzten Monaten ist Bewegung in die Sache gekommen. Die Sponsoren (Puma ist auf Jamaika sehr aktiv) ziehen sich zurück, wenn Artists sich nicht verpflichten, auf den entsprechenden Events auf homophobe Textpassagen zu verzichten. Europäische Veranstalter setzen Verträge auf, dass die Hate-Texte gegen Homosexuelle nicht gespielt werden. Beenie Man, Sizzla und Capleton haben sich dem Druck von Menschenrechtsorganisationen gebeugt und sich schriftlich verpflichtet, nicht mehr zur Gewalt gegen Schwule aufzurufen

Das ist ein Anfang, nicht mehr und hoffentlich nicht weniger. Es sind fremd- und selbst auferlegte Verbote, Maulkörbe, Lippenbekenntnisse. Sie lindern ein Symptom. Die Krankheit aber ist noch da.

Der Raggabund hat auf seinem neuen Album “Erste Welt” (hier kaufen) ein Lied gegen schwulenfeindliche Texte veröffentlicht. Ich hoffe, dass dies Schule machen wird.

Für dieses Lied wurde die Band im eigenen Internetforum massiv von Dancehall-Fans angeriffen.

Und ich schließe mit den Worten von Oliver Schrader von Silly Walks aus einem ebenfalls relativ kritischen Text in der riddim:

Wer ‚Chi Chi Man’ spielt, bekennt sich zur Schwulenfeindlichkeit oder verabschiedet sich von jedem politischen Anspruch“

Und ich bleibe dabei: Genau so wenig, wie ich Lieder hören würde, die die Beschneidung des Kitzlers kleiner Mädchen in Afrika propagieren, weil das nun mal in deren Kultur normal ist, so wenig, wie ich zu Jubelliedern über die Steinigung untreuer Frauen von islamistischen Bands tanzen würde, weil das nun mal die dortige Kultur ist und so wenig ich Songs deutscher Nazibands supporte, die zum Abschlachten von Niggern und Juden aufrufen, weil das in Deutschland Tradition hat, so wenig wird auch nur ein Tune eines mir bekannten homophobe-lyrics-Sänger in meinem CD-Player landen. Fuck you!

Und ich werde mich weiterhin auf jedem Dance und auf jedem Festival, die ich besuche, vehement gegen dieses Babylon stellen – gegen Unterdrückung, gegen Intoleranz und gegen Gleichgültigkeit. Und wenn Ihr dann glaubt, ich sei schwul, dann sollt Ihr das gerne tun. Bun Rastaman*!

*=Verbrennt den Rastamann, hihi, ist natürlich nicht so gemeint…

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9. April 2007, 23:24 Uhr von pantoffelpunk

Hier ein Video des MacGyver der Pixelschieber:

Ich erstarre in Ehrfurcht. Respekt!


via

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Kategorie: tubes | Kommentare (4)

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Gutmenschenartikel

18. März 2007, 23:22 Uhr von pantoffelpunk

Es wundert mich immer wieder, dass, in welchen Kontexten und und vor allem WIE darüber debattiert wird, ‘wie man jetzt eigentlich sagen solle’.

“Neger ist ja wohl ausländerfeindlich. Dabei haben wir früher immer Neger gesagt.”

In den meisten Erzählungen ist es vollkommen unerheblich, welche Hautfarbe die Figur derselben hat – warum wird sie dann bei einem Weißen nicht angesprochen, bei einem Schwarzen aber sofort? Es scheint mir oft, dass sich auf diese Weise trefflich Vorurteile und Klischees verarbeiten lassen. Kriegt ein schwarzer Boxer die Fresse dick, zeigt sich die Überlegenheit der weißen gegenüber der schwarzen Rasse, ist es umgekehrt, ist zumeist vom schwarzen Tier / Stier / Monster / Riese, whatever die Rede – der animalische und unzivilisierte Neger, der praktisch just vom Baum geklettert ist und erst letztes Jahr von seinem Trainer das aufrechte Gehen beigebracht bekam. Warum ist ein Kampf zwischen zwei weißen Boxern ein Kampf zwischen Sportlern, ein Kampf zwischen heterogenfarbigen Boxern aber IMMER ein Kampf schwarz gegen weiß?

Und warum freuen sich manche immer wie ein kleines Kind ein zweites Loch in den Arsch, sobald irgendwo auf Nicht-Weiße geschimpft wird, sie verarscht werden oder sich jemand traut, “Neger” zu sagen? Warum ist es so wichtig, “Neger” sagen zu dürfen?

In ‘diesen Kreisen’ wird dieser Artikel, so er überhaupt bis über den zweiten Satz hinausgelesen wird, als ‘Gutmenschentum’ abgestempelt, so dass sich auch nicht damit befasst werden muss. Dabei geht es nicht um Revolution, es geht nicht um Kommunismus, um Terror oder darum, dass irgendjemand jemanden anderes etwas schlechtes will. Es geht sogar um ganz konservative Werte wie Respekt und Höflichkeit und es geht letztlich um Charakter.

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,
denn die werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.

aus dem Talmud

Ach so, die Schwarzen möchten, dass man ‘Schwarzer’ sagt.
Wenns wichtig ist.

Ach, noch was: Wer “farbig” so richtig butterweich findet, höre mal den Song:



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