22. Oktober 2007, 22:57 Uhr von
pantoffelpunk
Auch wenn Annalists Blog bereits die Runde gemacht haben sollte, auch von hier ein Hinweis darauf. Überwachung live. Wie unerträglich muss die Gewissheit sein, nicht einmal Marmelade kaufen gehen zu können, ohne beschattet zu werden? Und wie unerträglich asozial, rücksichtslos und einfältig in Ihrer Gesamtstruktur sind eigentlich diese Exekutivbeamten?
Vor fast genau zwei Monaten brach das Berliner LKA morgens um sieben in unsere Wohnung ein, schmiss meinen Liebsten auf den Boden, stürmte unser Schlafzimmer und die Zimmer unserer Kinder mit gezogenen Waffen [...]
Der demokratische Rechtsstaat ist eine Illusion. Warum radikalisiert sich die denkende Masse nicht endlich? Wir Deutschen werden so lange sagen “Naja, der Ausnahmezustand ist ja noch nicht erreicht…” bis die Überwachung und Kriminalisierung kritischer Menschen so weit fortgeschritten ist, dass wir sagen können “Nun ist es zu spät. Jetzt ist es zu gefährlich.” Nachher haben wir dann alle wieder von nichts gewusst. Und wir blogger sind die schlimmsten, wir tippen uns allabendlich ein sauberes Gewissen, indem wir kritische Zeitungsmeldungen verlinken und kommentieren, anstatt rauszugehen und Taten sprechen zu lassen.
Btw. bringt ein Link auf diese Seite sicher 2 Pluspunkte in der Gewissensbereinigung. Cool.
22. Oktober 2007, 10:37 Uhr von
pantoffelpunk
And I will shoot the deputy.
Die Berliner Polizei teilte am Abend mit, dass die Jugendlichen im Alter von 16, 17 und 19 Jahren den US-Bürger “aufgrund seiner Hautfarbe” angegriffen hätten. Dennoch gebe es keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche Tat. […]
Deutsche Logik.
18. Oktober 2007, 19:51 Uhr von
pantoffelpunk
Frau von der Leyen, in Haarspray gegossener Alptraum der Männerwelt hat mal wieder Ihren Posten gerechtfertigt. Man kann ja nicht nur vier Jahre den Betonkopf spazieren tragen und auf Benefiz-Galas mit lachsverschmierter Grinsefresse für die Bunte posieren, nein, man muss auch mal politisch etwas bewegen. Am liebsten etwas, das den Zeitgeist wiederspiegelt. Das Ganze wird dann am Ende von rhetorisch geschulten PR-Mitarbeitern tatsachenverdrehend ausformuliert, fertig ist der gesellschaftspolitische Beitrag für das laufende Jahr und das Buffet darf wieder eröffnet werden.
Kinder und Jugendliche sollen jetzt als inoffizielle Mitarbeiter eine staatliche Ausbildung zum Denunzianten absolvieren und Alkohol testkaufen und Gewaltfilme testleihen. Ihre Bundesagentur für das Verfassen politischer Reden hat dem Projekt das Label “Jugend schützen” verliehen.
Jetzt hat sie Rückhalt bekommen aus den Kommunen. Kommunen? Richtig, das sind diese staatlichen Instanzen, die Stadtfeste organisieren, auf denen sich die Erwachsenen Nachmittags schon volllaufen lassen und auf denen neben dem Kinderkarussell der Glühweinstand steht, damit Mutti und Papi sich die Wartezeit versüßen können. Volskfeste? Richtig, das sind die Ansammlungen von Bier- und Schnapsleichen, die auch gern mal von staatlichen Würdenträgern durch das Anzapfen eines Bierfasses eröffnet werden und deren Erfolg sich im Umsatz alkoholischer Getränke misst. Ach ja, Gewaltfilme. Gewaltfilme sind die Filme, die um 20:15 im Fernsehen gesendet werden und die auch mit wachsender Beliebtheit mit den spannendsten – sprich: brutalsten – Szenen schon weit vor 20:00 Uhr mitten im Familienprogramm mittels mitreißender Trailer beworben werden.
Doch, die Jugend zu schützen ist wichtig. Wichtiger ist es aber, hin und wieder ein bißchen populistischen Scheißdreck in die Kameras zu hupen, der die Medien eine Zeit lang beschäftigt, damit man sich ganz in Ruhe dem nächsten Buffet und der Frisur widmen kann.
4. Oktober 2007, 21:12 Uhr von
pantoffelpunk
Gut, dann darf ich zu Tei I, II und III und V auch noch Teil IV beisteuern und dann seid Ihr wieder dran…
4. Oktober 2007, 20:51 Uhr von
pantoffelpunk
Man sollte, wenn man schlecht gelaunt ist, nicht auch noch bei ben lesen gehen, denn der geht bekannterweise “dahin, wo´s weh tut“, wie Ernst Happel gesagt hätte.
Aber allen Don-DickeHose-Rufen Unkenrufen zum Trotz: die blogosphäre ist wehrhaft und so hat eben ben in Zusammenarbeit mit redblog bereits wunderbare Antworten auf die mindestens genau so teure wie verlogene Werbekampagne “Die Rente mit 67″ gefunden. Guck hier und hier bzw. hier und dort und für Teil V, der vor Teil III entstanden ist, den ich aber zu spät gesehen habe, guckst Du hier.
Ich darf mich mit einem dritten Teil diesem Treiben anschließen? Danke.
Nachtrag: Scheiße, übersehen, woschod hatte auch schon weitergemacht…
1. Oktober 2007, 23:32 Uhr von
pantoffelpunk
Herr Köhler, mit Ihrer Berliner Rede kommen Sie fast sozialdemokratisch daher, so flammend Ihr Appell gegen das Böse, gegen die Doppelmoral der Welthandelspolitik, gegen die Abschottung der westlichen Märkte und dagegen, dass die Industrieländer sie (Anm.: die armen Länder) mit Produkten zu Dumpingpreisen überschwemmen. Ergreifend, wie sie es anders sagen: “Anders gesagt: Die Armen verhungern auch am Reichtum der Reichen; und diese Reichen mauern sich ein in der Festung Europa, weil sie nicht teilen wollen.” Sie beklagen außerdem die Ungleichheit der Einkommensverteilung in Deutschland und fordern, der Aufstieg der einen dürfe nicht der Abstieg der anderen sein.
Ich weiß nicht, was da in der Villa Kunterbunt im Schloss Bellevue für Getränke gereicht werden, Herr Köhler, aber Sie wissen schon noch, wie man das Ganze nennt, das Sie da beklagen, oder? Wenn die Kapitalerträge wachsen und die Löhne sinken, wenn eben der Aufstieg der einen der Abstieg der anderen ist, oder – anders gesagt – wenige auf Kosten vieler leben? Das, Herr Köhler, nennt man funktionierender Kapitalismus, Herr Köhler. Wieder zu Hause, jetzt?
Gern geschehen.
28. September 2007, 22:08 Uhr von
pantoffelpunk
Heute erreichte mich eine mail, ich solle bitte die Unterschrift X aus der Liste bei Schäuble! Wegtreten! streichen. Aus datenschutzrechtlicher Sicht könne oder wolle er das jedoch nicht per Mail begründen, nur so viel: “Wer könnte es besser machen?” Ich löschte seinen Namen, schrieb ihm zurück “kurz zurück gefragt: Glaubst Du wirklich, dass es bei dieser Aktion darum geht, Herrn Schäuble zum Rücktritt zu bewegen?”, gab ihm meine Telefonnummer und er rief mich kurze Zeit später tatsächlich an.
Das Telefonat hat insgesamt eine gute Viertelstunde gedauert. 15 Minuten, in denen er die Aktion an sich kritisierte, mich persönlich beleidigte und mehrere leicht verschrobene Gründe angab, von seiner Unterschrift zurücktreten zu wollen. Der großartigste war, dass ihn eine persönliche Begegnung in den letzten Tagen dazu brachte, Wolfgang Schäuble von der menschlichen Seite zu betrachten. Aus dieser neuen Perspektive sah er einen Wolfgang Schäuble, der nur seinen – sehr schwierigen – Job machen würde, die Menschen in Deutschland vor Terroristen zu beschützen. Dabei erlasse er ja nicht einfach Gesetze, sondern fülle diese Aufgabe so aus, dass er Ideen und Möglichkeiten zur Diskussion stelle und das sei ja sehr demokratisch. Alles in allem sei Wolfgang Schäuble gar nicht so schlecht, vor allem menschlich gesehen (hihihi) und er sehe darum im Moment nicht, ihn zum Rücktritt bewegen zu wollen.
Der junge Mann, mit dem ich telefoniert habe, ist Mitglied der Grünen Jugend.
26. September 2007, 22:26 Uhr von
pantoffelpunk
Postkarte:upart
Darum verlängere ich auch Schäuble! Wegtreten! noch einmal stillschweigend, bis ich wieder klar denken kann…
24. September 2007, 19:33 Uhr von
pantoffelpunk
… bin ich antiamerikanisch und mithin auch Antisemit, wenn ich diese Art der Befreiung durch den großen Bruder nicht so richtig cool finde?
18. September 2007, 21:30 Uhr von
pantoffelpunk
Frau Zypries will unter anderem diejenigen bestrafen, die einen Pilotenschein machen, um damit eine Straftat zu begehen. Ich halte diesen Vorstoß für absolut genial, Frau Zypries.
Fangen Sie an! Herr Jung hat die Adressen.
18. September 2007, 21:20 Uhr von
pantoffelpunk
Aus dem OECD-Bericht erfahren wir, dass es schon bald nicht genügend Akademiker für die freien Stellen in Deutschland gibt. Wir erfahren außerdem, dass in Deutschland nur 16% der Studierenden aus Arbeiterfamilien stammen und insgesamt das Bildungssystem nicht durchlässig genug sei.
Chancengleichheit: In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit eines Studiums für Kinder aus Arbeiterfamilien weniger als halb so hoch wie es angesichts ihres Anteils an der Bevölkerung zu erwarten wäre. In keinem der untersuchten europäischen Staaten liegt dieser Wert so niedrig. […]
Da haben unsere Damen und Herren Gesetzgeber mit der Einführung der Studiengebühr ja mal wieder alle Kompetenz unter Beweis gestellt.
Interessante Einblicke u.a. in die Themen Eliten, Chancengleichheit und die eigentliche Macht der Bürger habe ich gestern in einem Interview mit dem Soziologen Michael Hartmann im NDRinfo Talk gehört. Das Interview (50 Minuten) gibt es noch hier als Podcast. Lohnt sich.
15. September 2007, 00:42 Uhr von
pantoffelpunk
Während Eva Hermans Auslassungen einfach nur dummdreistes Gewäsch waren, das schon deshalb mal gleich gar nicht geht, weil sie vermeintlich Gutes lobte, ohne einen geschichtlichen und gesellschaftspolitischen Kontext herzustellen bzw. ihn außer Acht gelassen hat, geht Kardinal Meisner in die Vollen und will sich zurückbesinnen, zurück zu alten Traditionen der katholischen Kirche, als entartete Kunst noch angemessen behandelt wurde.
“Dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.” [Quelle]
Man mag ja diesen Klerikalnazi als gesellschaftlich irrelevant abtun, aber aus Bayern gibt es ja leider immer wieder mal Rückenwind für religiöse Fanatiker, die offenbar einen christlichen Gottesstaat als Ideal ansehen. Es wird dringend Zeit, dass diese Leute aussterben.
P.S.: Der Schlusssatz in Ihrem Kommentar, Herr Gustav Seibt, der gefällt mir übrigens. Hut ab zum Gebet.
Erklärung zum Verlust der Mitte, worauf der Kardinal sich zu beziehen scheint, gibt es hier, das Originalbild ziert ein Plattencover von Killing Joke.