MoPo, da wollte ich Euch letztens fast loben, dass Ihr über den G8 bzw. die damit verbundenen Proteste für bürgerliche Presse doch recht fair geschrieben habt und Ihr vielleicht auf dem guten Wege seid, Euch von der BILD abzuheben – bin ich froh, dass ich es nicht getan habe.
Euer Blatt ist ja doch eher übersichtlich, da sollte es doch eigentlich nicht passieren, die Werbung für den Astra-Tag so zu platzieren, oder?
Infos zu Benjamin Adrions Projekt ‘Viva con Aqua de St. Pauli’ gibt´s hier.
Oh, jetzt wird er wieder gefeiert, der Stauffenberg Claus, von oberster Stelle geehrt, der alte Rechtsträger der Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938, des Verwundetenabzeichens in Gold und des Eisernes Kreuzes (1939) 2. und 1. Klasse, er dessen Namen eine Kaserne trägt und er, dessen ach so heldenhafte Aktion immer wieder herangezogen wird, um auch aus dem Lager der Millitaristen klar zu machen: Wir sind nicht schlecht, auch aus dem Millitär gab es Widerstand gegen Nationalsozialismus.
Mir wird speiübel bei so viel widerlicher Schleimspur-Aufarbeitung, bei dieser Verklärung der Tatsachen.
Claus Maria Graf von Stauffenberg war ein Faschist erster Güte und hat – das zeigen auch seine Auszeichnungen – im Krieg “immer 110% gegeben” (Andy Möller).
„Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun.“
Claus Schenk Graf von Stauffenberg in einem Brief an seine Frau Nina aus dem besetzten Polen
Das Attentat gegen Hitler und seine engsten Angetrauten entsprang keiner humanistischen Weltanschauung, die Gründe für seine Abkehr vom Führer liegen nicht in einer Läuterung begründet. Einzig und allein die Abwendung der bevorstehenden Niederlage seines deutschen Vaterreiches waren der Grund für das Attentat. Zu seinem “Schattenkabinett” gehörten zwar unter anderem auch Wilhelm Leuschner und Josef Wirmer, andererseits aber auch Nazigrößen wie Ludwig Beck und Erwin Rommel.
Korbie, ich will auch ein Exemplar Deines T-Shirts: “Georg Elser lebt!”. Mach feddich!
Angesichts der immer grotesker und absurder werdenden Vorschläge und Initiativen des IM* Schäuble muss man sich langsam aber sicher Gedanken um den Zustand des Mannes machen.
Viele hängen der Theorie an, dass Herr Dr. Schäuble unter den Erinnerungen an das furchtbare Erlebnis des Attentates leidet und an einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt ist. Und obgleich Krankheitsursache sowie einige Symptome durchaus nachvollziehbar sind…
Dann “beißt” sich regelrecht ein ständiges, fast zwanghaftes Wiedererinnern mit ängstlicher Unruhe, Anspannung und Erregungsbereitschaft fest. [...]
Manchmal entsteht auch das Gefühl, als ob sich das belastende Ereignis gerade wiederholt, bisweilen nur aufgrund eines belanglosen Auslösers aus der Umgebung oder durch reine Vorstellung. […]
… erscheint mir persönlich diese Theorie etwas profan.
Ungleich treffender empfinde ich die Theorie, dem Verhalten des Herrn Schäuble liege eine kognitive Dissonanz zugrunde:
In den 1950er Jahren gab Marian Keech (eigentlich Dorothy Martin) aus Salt Lake City (Utah, USA) an, Nachrichten von der Außerirdischen „Sananda vom Planeten Clarion“ zu empfangen. Sie scharte in Wisconsin (USA) einen Kult um sich, der ihren Vorhersagen glaubte, eine gewaltige Flut werde alle Menschen auf der Erde töten und nur die Anhänger des Kults würden von fliegenden Untertassen gerettet.
Als die prophezeite Flut ausblieb, sah sich die Gruppe der Lächerlichkeit preisgegeben. Statt das Versagen des Kults zu akzeptieren und sich von ihrer Führerin abzuwenden, sahen sich die Anhänger in ihrem Glauben nur um so mehr bestärkt. Sie behaupteten, ihre Gebete hätten Gott umgestimmt, und versuchten mit einem Mal fieberhaft, andere Leute zu ihren Ansichten zu bekehren.
Leon Festinger entwickelte auf Basis dieses Geschehens die Theorie der Kognitiven Dissonanz: Nach der persönlichen Überzeugung der Kultanhänger hätte die Welt in der Flut versinken müssen. Da dies nicht eintrat, sei es zu einer Kognitiven Dissonanz zwischen der eigenen Einstellung und der Erfahrung der Wirklichkeit gekommen. Um diesen Konflikt aufzulösen, habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: die eigene Meinung ändern oder die Meinung aller anderen ändern.[…]
Denn die Theorie Leon Festingers ließe sich trefflich untermauern:
Im ersten Jahrzehnt des 21ten Jahrhunderts gab Wolfgang Schäuble aus Freiburg im Breisgau an, Nachrichten über bevorstehende islamistische Terroraktivitäten zu empfangen. Er scharte in Berlin einen Kult um sich, der seine Vorhersagen glaubte, eine gewaltige Islamisierungswelle inklusive Selbstmordattentaten und Superbomben werde alle Menschen im Westen töten und nur die Anhänger seines Kults würden von riesigen Computern, die zur Vorratsdatenspeicherung eingesetzt werden, vollautomatischen, biometrisch arbeitenden Überwachungskameras und der im Innern eingesetzten Bundeswehr gerettet.
Als die prophezeite Islamisierung ausblieb, sah sich die Gruppe der Lächerlichkeit preisgegeben. Statt das Versagen des Kultes zu akzeptieren und sich von ihrem Innenminister abzuwenden, sahen sich die Anhänger in ihrem Glauben nur um so mehr bestärkt. Sie behaupteten, die Streichung von Grundrechten hätten die Terroristen umgestimmt und versuchten mit einem Mal fieberhaft, andere Leute zu ihren Ansichten zu bekehren. […]
Vielleicht ist es aber auch ganz anders, wie einige um Anonymität bittende Verschwörungstheoretiker evaluiert haben wollen. Schäuble sei in Wahrheit der Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) gewesen und entgegen der Meinung von Historikern in Wirklichkeit nicht 1942 einem Attentat zum Opfer gefallen, sondern habe sich mit neuer Identität ein neues Leben aufgebaut und könne einfach nicht davon lassen, einen totalitären Staat zu errichten.
Ihr habt alles nur geklaut. Das Outfit der Skinheads, die gesamte Symbolik und den Namen der Autonomen, Ihr tragt Ziegenbärte und Che Guevara T-Shirts (das Palituch könnt ihr behalten – es sieht neben der beschissenen Symbolik ja auch noch vollkommen hirnamputiert aus). Und Ihr habt ja – das mag man eigentlich gar niemandem zeigen – sogar sowas.
Aber wenn Ihr schon nicht wisst, wofür oder wogegen Ihr demonstriert und der Praktikant der Arschpiraten-Partei für Eure Spackonautendemos dann Musik von Bands aussucht, von denen Ihr nicht wisst, wofür oder wogegen die sind…
… dann nehmt doch bitte wenigstens die richtigen Tracks:
Herr Steinmeier, werden Sie tätig. Oder Herr Wulf: Schreiben Sie doch wieder mal einen Brief: “Lieber Hu Jintao, die Verhältnismäßigkeit der Mittel… und eventuell … und hastenichjesehn…?”
Eine bescheuertere Überschrift fiel Dir, Malte Arnsperger (mta) vom Stern, wohl nicht ein, was? Sie ist so entblößend. Nicht für den in türkischer Haft sitzenden 17-jährigen Uelzener Marco, nein, sie zeigt so deutlich, was Dir bei diesem Fall durch den Kopf geht bzw. eben gerade nicht: Blut jedenfalls brauchst Du beim Gedanken an den “Fall” scheinbar woanders.
Im Herbst 2005 wurde die mexikanische Band panteon rococo auf einer Autobahnraststätte bei Neuruppin von nationalistischen Vollnacken überfallen.
Als zunächst zwei Musiker von vier Naziprolls angerempelt und beleidigt wurden, zogen diese es vor, sich zum Bandbus zurückzuziehen, wo weitere 17 Bandmitglieder warteten und die Nazis physisch in Ihre Schranken wiesen, nachdem diese einen Musiker mit einer Bieflasche verletzten.
Originalfoto: www.fusion-festival.de
Bis hierhin ein zwar widerlicher aber wohl recht alltäglicher Vorfall. Der Skandal beginnt mit dem Verhalten der von der Band verständigten Polizei:
Um weiteren Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen, wollte die Band auf dem nächsten Rastplatz warten, wo sie von der eintreffenden Polizei festgesetzt wurde.
Aufgebracht informierte die Band die Medien. Anstatt den Beschwerden nachzugehen, nannte der Polizeipräsident die Vorwürfe öffentlich eine »Unverschämtheit« und stritt jedes Fehlverhalten seiner BeamtInnen pauschal ab. Erst als der Leitende Oberstaatsanwalt der Polizeiführung widersprach, wurde der Fall ein zweites Mal untersucht.
Ein damals erstelltes Gedächtnisprotokoll des Tourmanagers vom Rocky Beach Club findet sich hier.
Heute hat der Prozess vor dem Amtsgericht Oranienburg begonnen. Informationen dazu wird es nach Möglichkeit hier, mit Sicherheit aber hier geben. Ich bin gespannt.
Es ist immer wieder dasselbe Spiel: Rechte Schläger werden von der Polizei geduldet oder gar unterstützt, während man als Linker kaum ein schlaues Wort sagen kann, ohne als extremistischer Terrorist verfolgt zu werden. Che hat zum Übergriff auf das Theaterensemble in Halberstadt einen Augenzeugenbericht veröffentlicht. Hier ist meine derzeitige Lieblingsüberschrift zur Lage der Nation und hier sind die passenden Filme. Ich bin grad wütend.
Jetzt, da der Gipfel vorbei ist, braucht es ein neues Feindblid und wer bietet sich da besser an als die FDP in Ihrem Kampf gegen das Gespenst “Sozialismus”?
Beim Spiegelfechter gibt es einen Nachschlag, der gute Mann sollte aufhören, Phoenix zu gucken.
Im Wust ständig neuer Probleme und deren vermeintlicher Lösungsansätze (neue Gesetze und Richtlinien) fürchte ich, dass die Diskussion um Polizeieinsätze bei Großdemonstrationen ohne “uns” stattfinden wird. Die Richtung hat Frau Christiansen in Ihrem Plenum der Großkopferten am Sonntag schon mal vorgegeben. Dieses Medium funktioniert ja bekanntlich so.
Es ist dringend Wachsamkeit geboten, wenn das selektiererische Vorgehen des Staates aus der Dskussion verschwinden soll. Wenn die vollzogenen Einschnitte in unsere Grundrechte nicht weiter diskutiert und angeprangert werden, wird es zur Normaltät, dass lustige T-Shirts Platzverweise nach sich ziehen, dass nur königstreue Journalisten Zugang zu Ereignissen bekommen, dass kritische Menschen ohne Grund stundenlang in Lock-and-Go-Knäste gesteckt werden, ohne Kontakt zu Anwälten oder sonstigen Bezugspersonen aufnehmen zu dürfen.
Und vor allem ist dringend Wachsamkeit geboten, wenn Beckstein, Kauder, Müller und Co. ein härteres Vorgehen der Polizei fordern, obwohl 1200 Demonstranten festgesetzt und mehrere hundert verletzt wurden.
Es ist auch deshalb dringend Wachsamkeit geboten, weil eine Angleichung der europäischen Gesetze unter zentraler Steuerung aus Brüssel nicht unbedingt eine Besserung bedeuten müssen und eine wirksame Kontrolle derselben oder gar eine Einflussnahme immer schwieriger werden wird.
Auf dem EU-Gipfel 2001 wurde ein Globalisierungsgegner in Göteborg aus großer Entfernung von einem nicht bedrängten Polizisten in den Rücken geschossen und schwer verletzt. Der Schütze blieb unbestraft.
In Genua stürmte eine Antiterroismus-Einheit einen Tag nach dem Gipfel die Diaz-Schule, in der ca. 90 Personen übernachteten. 60 von Ihnen wurden zum Teil schwer verletzt (Knochenbrüche, Platzwunden, ausgeschlagene Zähne). Einige der Verletzten wurden in ein Polizeikrankenhaus gebracht und dort weitergefoltert. Ein Polizist schnitt die Seile los, an denen zwei Demonstranten an einer Brücke 20m über einer Schlucht hingen. Sie stürzten ab, verletzten sich schwer und mussten sich später wegen Ihrer Proteste vor Gericht verantworten. Die von Berlusconi diktierte italienische Presse berichtete faktisch kaum, ausländische Journalisten wurden ebenfalls Opfer von Polizeigewalt, Computer und Festplatten wurden zerstört. Kaum ein Polizist, der an dieser Knüppelorgie…
… teilgenommen hatte, wurde angemessen bestraft oder auch nur verklagt. Im Laufe der Jahre wurden 90 Polizisten angeklagt. Ein Großteil von ihnen für den brutalen Überfall auf die Schule. Prozesse werden bis zur Verjährungsfrist verschleppt. Das italienische Innenministrium wurde zu 5000,- € verurteilt, weil nicht identifizierbare Polizeischläger eine Frau zusammengeknüppelt hatten. Nicht angeklagt wurde die faschistische italienische Regierung daür, die Gewaltexzesse sehr offensichtlich nicht nur angeleiert sondern geradezu inszeniert und gesteuert zu haben, wie der 45-minütige Film Gipfelstürmer aufschlussreich darlegt.
Seht ihn Euch an und bleibt wachsam, dass auch die Diskussionen um agents provacateurs in der deutschen Polizei nicht in der Versenkung verschwinden. Und bleiben wir wachsam, wenn es um die Ausweitung des Paragraphen 129 StGB geht.
Bleiben wir wachsam, damit wir auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.
Ach ja: Und verhindern wir unbedingt einen Innenminister Beckstein. Bitte!