Oettingers Tor
16. April 2007, 19:39 Uhr von pantoffelpunkGeorg Kaltenbrunner Brunnhuber spricht Klartext über sich selbst, über Oettinger, über die CDU und über deren Anhänger:
Georg Kaltenbrunner Brunnhuber spricht Klartext über sich selbst, über Oettinger, über die CDU und über deren Anhänger:
Herr Franz, die Satire, die der Spiegel da über Sie schreibt, ist nicht als solche gekennzeichnet und so könnten unbedarfte Leser es für bare Münze nehmen, dass Sie forderten, Löhne von 3 – 4,- € die Stunde müssten noch einmal gesenkt werden, was wiederum Sie dergestalt in Misskredit bringen könnte, dass man Sie als Wirschaftsexperte nicht mehr ernst nimmt. Sie sollten gerichtlich eine entsprechende Kennzeichnung erwirken.
Bitte, gern geschehen.
Nach der versöhnlichen Rede Oettingers (CDU) auf der Trauerfeier für Hans Filbinger (CDU), hat der Baden-Württembergische Ministerpräsident heute eine Liste mit weiteren Gegnern des Naziregimes veröffentlicht:
Ich bin zwar wieder mal viel zu spät, aber ich habe mir extra am vorvorvorvorwasweißichwannletzten Wochenende mal wieder diesen Spiegel gekauft, um der Diskussion folgen zu können, die seinerzeit in einigen blogs geführt wurde. Der Titel der Ausgabe ist platte, dumme Panikmache, boulevard, Springel halt, geschenkt.
Der Artikel nebst Broderschem Einwurf ist dafür relativ gemäßigt, ziemlich kurz für eine Titelgeschichte und er glänzt nicht wirklich durch Vermittlung von Hintergrundwissen. Letztlich werden nur ein paar Beispiele aufgezählt, in denen scheinbar der Islam über … über … – ja, über was eigenlich? – gesiegt hat.
Und in der Tat muss ich über ein Gericht lachen, dass eine Krankenkasse dazu verpflichtet, mehrere Ehefrauen eines Moslem mitzuversichern. Ob da, Herr Richter, der Wunsch, Vater des Urteils war, auch … aber das ist reine Spekulation. Aber es ist in der Tat ein unerträglicher Zustand, dass Muslime deutsche Gerichte nicht fürchten müssen, wenn sie ihre Frauen und Kinder verprügeln oder sogar töten. Und natürlich ist es überhaupt nicht tragbar, dass muslimische Patriarchen Ihre Töchter von gemeinsamen Aktivitäten mit der Peergroup – wie Schwimmunterricht und Klassenfahrten – ausschließen, Ihnen faktischen Hausarrest erteilen, sie zwangsverheiraten und so verhindern, dass die Kinder irgendwann Teil der Gesellschaft werden können, in der sie groß und wenn Dr. Schäuble und Nachfolger sie nicht abschieben, den Rest ihres Lebens verbringen werden. Und glaubt mir, wenn in meiner direkten Nachbarschaft eine Mütze um 5:45 Alarm schlägt gen Mekka, hole ich ihn persönlich vom Turm, so wahr mir Allah helfe – mich nervten schon die Kirchenglocken direkt neben meiner ersten Kieler Wohnung, die Sonntags um 10:00 Uhr von jemandem gebimmelt wurden, der offensichtlich glaubte, dass alle Menschen wie er spätestens nach dem Wort zum Sonntag nüchtern ins Bett gehen würden.
Das alles sind Beispiele, die wir lieber nicht lesen wollen, aber sind sie wirklich ein Zeichen für eine schleichende Islamisierung? Nein, Quatsch, denn – ohne die Dramatik der Urteile herunterspielen zu wollen – sie betreffen in der Hauptsache Muslime und Muslima oder sind Ausnahmefälle – und sind in großer Anzahl vielleicht eher ein Zeichen für die wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Nichtarieren: Die Frau eines Muslimen soll sich doch verprügeln lassen, schließlich hat sie gewusst, dass Sie einen Moslem heiratet, dessen Kultur es vorschreibt, ungehorsame Frauen zu züchtigen. Hallo?
Nun ist dieses ganze Problemchen leider nicht mit einem Becherchen Schokoquark zu lösen und die große Frage ist doch, was haben wir dieser Entwicklung, wenn es denn wirklich eine ist, entgegen zu setzen? Und die Antwort ist: Nichts.
Diese Gesellschaft, in der wir leben, die sich so gern aufgeklärt nennt und gibt, verfügt über kein als Konsens geltendes Wertesystem, nicht einmal über ein Gerüst dessen. Interessant ist, dass ausgerechnet der Islamforscher Bassam Tibi den Begriff der Leitkultur begründete und ursprünglich einen Wertekonsens beschreibt, der folgendes beinhaltet:
Grundsätzlich klingt das gut, aber wenn Menschen wie Fotzenfritz, Rolli-Wolli und der Hessen-Hitler den Begriff der deutschen Leitkultur in den Mund nehmen, löst sich der gesamte humanistische Zauber dieser Worte in einer Wolke aus menschenverachtendem Scheißdreck auf. Und wenn Herr Söder die deutsche Leitkultur einfordert, muss man denken, dass er zumindest just als die Punkte 1 und 2 dran waren, gerade Kreide holen war. Dieser Idiot.
Was ist denn die deutsche Leitkultur? Was leben uns die Leistungseliten vor? Was leben die deutschen hansels nach? Was herrscht denn hier für ein Menschenbild?
Der Mensch ist Humankapital, ein Kostenfaktor, im Idealfall ein nützlicher Idiot, der dankbar zu sein hat, arbeiten zu dürfen und gefälligst keinen Mindestlohn zu fordern hat. Ein Freund teilte mir erst heute mit, er arbeite als gelernter Kaufmann bei der Zeitarbeitsfirma manpower für die telekom und verdiene für eine 40-Stunden-Woche 1000 € netto – er hat zwei Kinder. “Leistung muss sich wieder lohnen!” und damit er das auch merkt, wird die Unterstützung für Arbeitslose noch einmal gesenkt. Dann ist er noch dankbarer und macht auch gern noch mal eine Überstunde. Unbezahlt. Als Zeichen des Engagements. Die deutsche Bank entlässt 6400 Mitarbeiter während Ackermann ca. 12 Millionen Euro im Jahr einstreicht. Siemens entlässt 9000 Mitarbeiter, die Börse jubelt. VW. Allianz. Heute machen sich die EADS-Funktionäre keine Gedanken, wie sie die 8000 Mitarbiter am unauffälligsten und vor allem billigsten auf die Strasse setzen (Power 8, sic!!! Oder gar Power Aid?), sondern sie diskutieren, ob sie mit den 99 Mio Gewinn das Eigenkapital aufstockten oder die Aktionäre glücklich machen sollen, die da so lang darben mussten. Selig sind die Darbenden.
Die Unterschicht wird sicherheitshalber als nicht-existent erklärt, damit diese Leute keine Möglichkeit einer gemeinsamen Identifikation bekommen und sich möglicherweise organisieren. Die Spaltung vom Mittelstand ist ja bereits durch bewusst gestreuten Sozialneid vollzogen: “Ich gehe arbeiten und der lebt auf meine Kosten!” – diese Einstellung ist ob der oben beschriebenen Umstände doch eine Farce. Aber so langsam geht es auch dem Mittelstand an den Kragen: Die Steuern, Beiträge und Preise steigen, die Löhne sinken. Mehr Arbeit, weniger Kaufkraft.
Doch bevor der Mittelstand, der ja sogar gefährlich werden könnte, zum Gegenschlag ausholt, wird einfach mal das gesamte Volk unter Generalverdacht gestellt, Privatsphäre, Bankgeheimnis, Postgeheimnis wird aufgehoben, Fingerabdrücke werden abgenommen und Gendateien erstellt, Kommunikationsdaten langfristig gespeichert, es darf ohne konkreten Anfangsverdacht ermittelt werden, die Beweislast wird defacto umgedreht, Aufständische und sogar flüchtende Festgenommene dürfen niedergeschossen werden. Der Überwachungsstaat scheint mir immer deutlicher nichts mit dem islamistischen Terror, denn mit der Angst vor revolutionären Aktivitäten aus großen Teilen der Bevölkerung zu tun zu haben.
Aber der sogenannte Mittelstand ist natürlich weit davon entfernt, sozialrevolutionär im eigentlich Sinne zu werden: Er fürchtet nur um seinen eigenen Besitz. Um sein klein Häuschen. Seinen Urlaub. Seinen Spritfresser. Sein tägliches Schnitzel. 98% dieser Leute würden niemals für andere Menschen auf die Straße gehen.
Der Mittelstand hat Kinder. Zumeist zwei. Sie heißen Lara-Marie und Jakob – diese Namen stigmatisieren nicht wie Jennifer, Jaqueline, Kevin, Steve und Tina-Michelle, genau wie ihre Kleidung sich von der von Maurice und Pascal abhebt. Aber sie sind trotzdem genau so asozial: Auf Schulfesten treten sie Kleinere um und Mutti sagt nichts. An der Rutsche schiebt Papi die kleine Sophie in die Mitte der Schlange – darauf angesprochen sagt er auch noch “Na, wenn Ihrer nicht weitergeht!”. Müssen die Kleinen mal nachsitzen, weil sie den lehrer ignoriert haben und während des Unterrichts Trading-Cards getauscht haben (nicht unterm Tisch, nein, man traf sich in de letzten Reihe und tat so, als ob Freistunde wäre) geht Mutti am nächsten Tag nicht nur zu einem Gespräch in die Schule – nein, sie hat ein Anwaltsschreiben dabei (sic!). Mein Nachbar wohnt bereits seit 4 Jahren neben mir. Vor allem im Sommer ist er ständig draußen. Wie sein Sohn, 9, auch. Er pflegt den Vorgarten, schraubt an seinem Motorrad, streicht das Carport. Ich habe ungelogen noch nicht ein einziges mal erlebt, dass er mit seinem Sohn auch nur ein einziges Wort geredet hat. Ich habe allerdings schon gesehen, wie er mit dem Dorfalkoholikerrentner nachmittags um 17:00 lattenstramm schmutzige Lieder gröhlend durchs Dorf gezogen ist. Sein Sohn war dabei. Der Mann ist im Ort hoch angesehen. Er ist in der Freiwilligen Feuerwehr und sein Vorgarten ist gepflegt.
Und jetzt höre ich die Konservativen (und meine gefiederten Freunde) wieder schreien: “Das ist doch das Ergebnis antiautoritärer Erziehung, das ist die Schuld der 68er!” Aber das hat nichts mit antiautoritär zu tun. Antiautoritäre Erziehung heißt auf Augenhöhe mit den Kindern und vor allem angstfrei Wissen, Werte und Grenzen zu vermitteln. Das, was hier passiert und geschildert wird, ist nichts weiter als laissez-faire – einfach machen lassen. Das ist keine antiautoritäre Erziehung, das ist gar keine Erziehung. Ein Phänomen, das sich nach meinem ganz persönlichen und subjektiven Eindruck vor allem in Familien zeigt, denen es wirtschaftlich ganz und gar nicht so schlecht geht.
Das alles haben “die 68er” und die nachfolgenden für freiheitliche Lebensgestaltung kämpfenden Menschen nicht wirklich gewollt – vielleicht sind sie von einem falschen Menschenbild ausgegangen. Die Aufweichung der Rollen ist gut – aber das Individuum muss mit der nicht mehr vorhandenen Orientierung erst einmal umgehen können, eigene Wertekonstrukte aufbauen und leben. Und die Gesellschaft muss gemeinsame Werte definieren. Und leben. Das alles ist nicht passiert.
Was sind wir für eine Gesellschaft, in der der Mensch nur nach Leistung … nein: nach Ertrag gewertet wird? Was sind wir für eine Gesellschaft, dass wir unseren Kindern Egoismus in die Herzen prügeln? Was sind wir für eine Gesellschaft, in der wir in Deutschland geborene Erwachsene in ein Land abschieben, deren Sprache sie gar nicht sprechen? Was sind wir für eine Gesellschaft, in der wir ernsthaft diskutieren, ob jemand, der einen Schwarzen “Scheißnigger!” nennt und ins Koma prügelt, ein Rassist ist? Was sind wir für eine Gesellschaft, in der man sein Recht nur dann gerichtlich einfordern kann, wenn das nötige Geld vorhanden ist? Was sind wir für eine Gesellschaft, in der wir mit dem Grand Cherokee zum Brötschen holen in den nächsten Ort fahren, weil da die Bio-Brötchen bei Vollmond gebacken werden? Und was sind wir für eine Gesellschaft, in der kein Polizist mehr die Zeit zum Ermitteln hat, weil er den Liebesbrief an meine Süße auf meiner Festplatte genau auf Chiffrierungen untersuchen muss – wer weiß, vielleicht bin ich ein Schläfer…
Das Problem sind also gar nicht die sich hin und wieder durchsetzenden mittelalterlichen Werte des Islam, die sind nur das Symptom. Das Problem sind wir. Unsere kranke und immungeschwächte Gesellschaft ist zu anfällig für Geschwüre und Tumore wie Islamismus und Rasismus. Weil wir uns nicht auf gemeinsame Werte einigen können. Weil wir uns nicht zwischen Mensch und Kapital entscheiden können.
Abschließendes Statement: Ich bin durchaus für die Abschiebung der Menschen, die Grund- und Menschenrechte, das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung und das Recht auf körperliche Unversehrtheit sowie die Meinungs- und Pressefreiheit mit Füßen treten – lieber heute als morgen. Bei den Islamofaschisten ist das nicht so schwer, die kommen in ihr Ursprungsland, aber was machen wir mit all den Boneheads, den Nazis und rassistischen Biedermännern aus den deutschen Eckkneipen und Trinkhallen? Was machen wir mit den BILD-Lesern, die die Todesstrafe für wen auch immer fordern, was machen wir mit Schäuble und Schily, die das Grundgesetz und die demokratischen freiheitlichen Grundwerte aushöhlten und -höhlen wie vorher nur Adolf “Böstenhalter” Hitler, was machen wir mit Roland Koch, der Faschist, der den Wettbewerb zu bestechen versucht, was machen wir mit Kohl, der sich nach wie vor in stetigem Verfassungsbruch befindet und was mit Merkel und ihrem sogenannten Verteidigungsminister, die entgegen der Verfassung einen Angriffskrieg führen? Wohin sollen wir denn die abschieben? Six feet under?
Von mir aus.
Der Vielschreiber (wer soll da denn noch hinterherlesen???) professional slacker hat zwei sehr interessante Artikel aufgetan, die aus unterschiedlichsten Perspektiven die RAF und den Umgang mit ihr behandeln.
Essenz des Artikels von Torsten Krauel auf WELT online ist wohl, dass die RAFler, die den SS-Offizier Schleyer (bei Torsten Krauel natürlich nur Mitläufer…) umgebracht haben, eigentlich Nazis waren.
Helmut Schmidt kann sich seinen Rathenau, die gottverfluchte Judensau, in Mülhausen abholen – es stand dort so nicht, da stand „korrupte Existenz beendet“, aber der Ton war der gleiche. Erst der Nazi-Genickschuss im Wald und die Hinrichtung des Copiloten der „Landshut“ durch arabische Genossen hat die RAF zu Kriminellen werden lassen.
Habe ich da was verpasst oder hat Herr Krauel den Schuss nicht gehört? Er schließt dann übrigens mit der Aufforderung an alle, die damals applaudiert haben, sich bitte jetzt zu outen, wie anno dunnemals die “Ich habe abgetrieben-Damen” im Stern.
Irendwie aufgeräumter erscheint mir da der Artikel von Wigbold Dortse Wiglaf Droste in der Jungen Welt…
Von den Motiven der Leute, die als Mitglieder der Bewegung 2. Juni oder der RAF militant einen Staat bekämpften, den sie als NS-Nachfolgeunternehmen analysierten, ist nicht mehr die Rede. An dem Tag, als Kurt Georg Kiesinger, ehemaliger Referent bei Joseph Goebbels, deutscher Bundeskanzler wurde, hatte nicht nur Ulrike Meinhof das Treiben der sauber entnazifizierten Nazideutschen satt.
bitte selber lesen.
Wer hätte das gedacht, dass im Frühling 2007 der deutsche Herbst noch einmal so Thema wird…?!
Allen, die aufgrund einiger unschöner Vorkommnisse und unschöner aber mehr oder weniger widerlegter Gerüchte die Produkte der Molkerei Theo Müller boykottieren und sich über die zugegebenermaßen extrem leckere Aldinative T´Amoro gefreut haben, sei dieser Zahn gezogen:
Der auf der Verpackung angegebene Hersteller T.M.A. GmbH aus Fischbach ist – man ahnt es bereits – Teil der Müllergroup. Eben die Theo Müller Aretsried GmbH. Schade.
Wahrscheinlich durch schlimmsten Drogenabusus.
Gestern titelte die Mopo einen jungen Mann unter anderem mittels qualitativ hochwertigem Portrait auf dem Titelbild und Nennung des vollen Namens zum Täter, heute gibt es offenbar eine neue Täterin Hauptverdächtige…
Ein Narr, der glauben könnte, dass sich die Mopo zum gestrigen Titel äußern würde, auch im Innenteil, im eigentlichen Artikel findet sich kein Wort dazu. Auch einen diesbezüglichen Leserbrief sucht man vergeblich. Immerhin haben Sie das Foto des gestern noch Verdächtigen heute verfremdet und schreiben seinen vollen Namen nicht mehr aus … das kann man aber nach der gestrigen Ausgabe nicht einmal mehr Schadensbegrenzung sondern maximal Zynismus nennen.
Ich habe einen Brief an die Redaktion in Kopie auch an den Presserat geschickt – leider habe ich diesen wie so oft aus dem wütenden Bauch heraus geschrieben und brutal auf Senden geklickt, bevor ich meine Formulierungen noch einmal überdacht habe (‘Zukunft verbaut’ ist so eine sozialschwuchtelig trivialisierende und melodramatische Floskel, das geht eigentlich ÜBERHAUPT nicht!!! Und ich weiß auch nicht, ob der Presserat überhaupt Strafen verhängen kann – wahrscheinlich nicht. Aber eine öffentlichkeitswirksame Rüge kann natürlich auch eine Strafe sein, schönred.). Sachliche und mit fundiertem Hintergrundwissen vorgebrachte Fakten Fakten Fakten hätten sicher mehr Chance gehabt auch nur annähernd Gehör zu finden und am Ende möglicherweise sogar eine Reaktion zu generieren – aber ich bin ja nun mal nicht … jetzt fällt mir nicht mal ein berühmter Medienkritiker ein – ich bin halt nur: Euer pantoffelpunk:
Ich tue mich schwer, dieses Schreiben mit “Sehr geehrte Damen und Herren” zuüberschreiben. Darum etwas unhöflicher:
Morgenpostredaktion,
Ihr Titelbild vom 21.03.2007 sowie auch die Texte zu dem aufwühlenden und grausamen Vorfall in Osdorf, sind an Dreistigkeit, Verantwortungslosigkeit, ja Widerlichkeit kaum zu überbieten. Das entspricht weder meinen Vorstellungen von Journalismus (auch nicht der Vorstellung von Boulevardjournalismus, den ich gern “Unterschichtenfernnsehen auf Papier” nenne), noch den bestehenden Richtlinien, über die ich mich hier nicht näher auslassen möchte, da ich hier nur über Halbwissen verfüge.Aufgrund der Zeugenaussage einer Verdächtigen bilden Sie einen ebenfalls Verdächtigen fast über die gesamte Titelseite unverfremdet ab und stellen die Frage, ob der das Baby aus dem 10ten Stock warf. In den Texten findet der Leser seinen vollen Namen. Ich brauche Ihnen, die Sie täglich bewusst mit journalistischen Mitteln arbeiten und spielen, nicht erzählen, was bei der Bevölkerung davon “hängen bleibt”: Das Bild des Mannes und die Assoziation des Babymordes. Ob er der Täter war oder nicht – sie haben ihm auf unsagbar verantwortungslose Art und Weise durch diese bewusste Rufmordkampagne die Zukunft verbaut.
In der heutigen Ausgabe schreiben Sie, dass die Mutter wahrscheinlich gelogen hat. Ich vermisse eine Stellungnahme zu Ihrer widerlichen Vorverurteilung – auch wenn sie nicht mehr viel hätte retten können. Gäbe es ein letztes Fünkchen Anstand in Ihren Redaktionsräumen, würden Sie sich dazu verpflichtet sehen. Aber dieses Fünkchen sucht manwohl vergebens. Im Zweifel für die Auflage.
Eine Kopie dieses Schreibens geht dem Presserat zu und ich hoffe inständig, dass dieser tätig wird und eine empfindliche Strafe verhängt. Diese muss zwingend härter sein als der Vorteil, den Sie in Ausnutzung der Sensationsgier Ihrer Leser durch die reißerische Kampagne “erwirtschaftet” haben.
Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung verbleibe ich
mein bürgerlicher NamePS: Ich werde diesen Brief außerdem zu gegebener Zeit auf meiner Internetseite veröffentlichen. Selbstverständlich gebe ich Ihnen im Zuge dessen die Möglichkeit, in diesem Kontext Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme werde ich dann unverändert auch gern veröffentlichen.
Gemeldet hat sich bis heute abend – hüben wie drüben – niemand.
Just heute wurde ein Leserbrief an die Hamburger Morgenpost mit folgenden Worten eingeleitet:
Ich bewundere die Art, wie Sie Boulevardjournalismus machen.[...]
Wie der Schreiber darauf kommt, ist mir ein Rätsel:
In der heutigen Ausgabe ziert das Titelblatt das unverfremdete Portrait (Entfremdung von mir) eines eventuell Verdächtigen. Seine Freundin beschuldigt ihn, ihr gemeinsams Baby aus dem 10ten Stock geworfen zu haben.
Aber: Egal, ob der Mann es war oder nicht, er kann in jedem Fall einpacken. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und auswandern.
Man sollte Nazis einfach mehr Plattformen und Plenen zur Verfügung stellen, dann kann die Antifa Kaffee trinken gehen, denn sie erledigen sich von ganz allein:
Mal wieder meine Festplatte durchgewühlt und auf dieses abscheuliche Pamphlet gestoßen, dessen Urheber mir selberverständlich in Gänze unbekannt ist – ich selbst kann es nicht gewesen sein, da ich Gewalt ablehne und ganz furchtbar böse finde:
Wie ich gerade auf dem redblog erfahre, hat der antifaschistisch engagierte Lehrer Michael Csaszkóczy einen juristischen Teilerfolg im Kampf gegen das bereits 1995 vom vom Europäischen Gerichtshof verurteilte Berufsverbot erstreiten können:
“… Die entgegenstehenden Bescheide des Oberschulamts wurden deshalb aufgehoben und das beklagte Land verpflichtet, über den Antrag des Klägers auf Einstellung in den Schuldienst unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut zu entscheiden. …”
Eine Revision wurde nicht zugelassen. Das Land muß jetzt erneut über die Einstellung von Csaszkóczy entscheiden. Diesmal ist es jedoch an die Rechtsauffassung des VGH gebunden und der besagt, daß die “„Sündenliste“ mit zahlreichen Einzelvorfällen sei nicht geeignet [sei], die Annahme mangelnder Verfassungstreue zu rechtfertigen”.
Ich wünsche weiter viel Erfolg, alles Gute und Durchhaltevermögen!!!