Ganz kurz nochmal, Franz Josef Wagner:
[...] Aber ich habe einen Traum: Wie wäre es, wenn die Verlierer die Welt retten wollten? Es ist wie der Anfang eines Hollywood-Films. Ich würde gerne das Drehbuch schreiben. [...]
Bitte, Franz Josef Wagner, tun Sie das nicht!
Sicher, Sie ordnen sich schon der richtigen Gruppierung zu, aber ich bin sicher, dass das Buch nicht lesbar wäre, obwohl Sie es natürlich auf, jawoll, Deutsch schreiben würden, denn…
Liebe deutsche Sprache, ich finde dich cool. Luther sprach Deutsch, Mozart, Kant, Einstein, Goebbels. [...] Die Nazis schrieben ihre Todesurteile auf Deutsch, die Priester in den KZs beteten auf Deutsch. Pamphlete erschienen auf Deutsch. Das Grundgesetz ist Deutsch. [...] Uschi Glas spricht Deutsch. [...]
[...] Man spricht Deutsch mit dem Herzen.
Aber Ihre Metaphern, F. J. Wagner, Ihre Metaphern. Die versteht doch kein Mensch – selbst dann nicht, wenn Sie sie erklären:
[...] Ich guckte fallenden Herbstblättern nach und versuchte, den Wind in Verbindung mit dem Weltall zu bringen. Was ich sagen will: Ich hatte ein T-Shirt an, eine Boxer-Shorts und guckte aus dem Fenster. [...]
Und Ihre Vorstellung von einer heilen Welt, Franz Josef Post von Wagner, teilt auch nicht jeder, glauben Sie´s mir halt:
[...] am Wochenende waren die Autobahnen heillos verstopft. Wer von Berlin aus an die Ostsee wollte, steckte hoffnungslos im Stau.
Ist das nicht großartig? Ist die Geschichte der Deutschen nicht wie ein Wunder? [...]
Zumal es in Ihren Phantasien ja doch nur darum geht, dass SIE überleben, 150-200 Passagiere sind zwar keine Kleinigkeit (F. J. Wagner), aber sie abstürzen zu sehen und selbst überlebt zu haben, das kann einem schon mal vor lauter Glück das breite Grinsen ins Gesicht zaubern:
[...] ich bin eifersüchtig auf Ihr Glück. Ich würde gern ein Flugzeug verpassen, das abstürzt. Dieses Glück hätte ich gern.
Wir wissen aus zahlreichen Briefen, dass Sie Junggeselle sind und vielleicht ist diese Art von Glücksvorstellung eine Folge der Einsamkeit, F.J. Wagner, die Sie uns in einem mitreißenden Brief an das Gleichstellungsgesetz – zwar durch die Blume – aber sehr eindrucksvoll schilderten:
[...] Orgasmus, Zärtlichkeit [...] wird man nie per Gesetz kriegen.
Das kriegt man nur ganz allein.
Jetzt fragen Sie natürlich zu Recht:
Gibt es etwas Zynischeres als das?
Und ich antworte Ihnen: Ja. Nämlich das:
[...] Aber ich habe einen Traum: Wie wäre es, wenn die Verlierer die Welt retten wollten? Es ist wie der Anfang eines Hollywood-Films. Ich würde gerne das Drehbuch schreiben. [...]
Zum Schluss ein Rätsel: Wo fehlt im folgenden Brief das “trotzdem”?
Das Tolle an dem Nobelpreis ist, dass Sie ein Türke sind. Und so unglaublich nett und so gebildet. Und es so angenehm ist, sich mit Ihnen zu unterhalten.
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