Benjamins Armee Fraktion BAF
13. Juni 2007, 21:21 Uhr von pantoffelpunk“Entweder Elefant oder Mensch, dazwischen gibt es nichts!”
OK, das Ferkel, das hier durchs Dorf getrieben wird, ist schon etwas älter und der Spiegel hat sich schon im Oktober 2005 an diesen Trog begeben, aber die Geschichte entbehrt nicht einer gewissen Absurdität und verdient es, aufgegriffen zu werden.
Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg stehen im Verdacht, Kinder politisch “in eine bestimmte Richtung” zu beeinflussen und büßen so laut
Da in den Geschichten sehr oft ein politischer Bezug hergestellt wird, auch wenn dieser nicht zwingend notwendig erscheint,[36] bestimmte politische Inhalte (Umweltprobleme) immer wieder thematisiert werden und die von den Hörspielheldinnen und Helden sowie deren Freunden vertretenen politischen Positionen relativ eindeutig einem politischen Spektrum zugeordnet werden können, ist anzunehmen, dass die von den Blümchen- bzw. Blocksberg-Hörspielen bewirkten politischen Sozialisationsprozesse zum Teil durchaus beabsichtigt sind. Somit ist davon auszugehen, dass sie – neben latenten politischen Sozialisationsprozessen – auch manifeste politische Sozialisationsprozesse bewirken.
Als Beleg für diese konterrevolutionäre These führt der Forscher der Sozialwissenschaften detailliert Szenen aus insgesamt über hundert Hörspielen an.
Während …
- … Karla Kolumna der Meinung ist, dass es “genug [d.h. zu viel] Ordnung in diesem Land”[78] gibt [...]
- … Benjamin zum Beispiel mit der Aussage “Wenn alle nein zum Krieg sagen würden, dann gäb’s keine Kriege” – das (pazifistische) Gewissen über das Pflichtbewusstsein stellt,[74] tun die [...] blind ihre Pflicht
Der Beleg für [78] findet sich auf Benjamin Blümchen MC 32, “Benjamin und die Vekehrsschule”, im Player Track 1 (leider hat mein Mobiltelefon ausgerechnet exakt an der entscheidenden Stelle in die Digitalisierung des Bandes gefunkt, ich bitte dies zu entschuldigen. Oder war das am Ende schon eine Abhöraktion des Staatsschutzes?), die unter Punkt [74] aufgeführte Passage wurde auf Benjamin Blümchen MC 8 “Benjamin auf dem Baum” gefunden, wo der sprechende Elefant nach der Rettung eines Wellensittichs einen Baum besetzt, der einer vierspurigen Autobahn weichen soll (Track 2).
Nun kann man nach Lektüre des SpOn-Artikels, zu dem Schluss kommen, dass Herr Professor Strohmeier diese Exegese selbst nicht ganz so ernst nimmt, aber angesichts der Schlusssätze des Interviews und seiner Publikation…
Aber sie [die Eltern] sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Hörspiele politisch auf keinen Fall das Prädikat “wertvoll” verdienen.
Trotz des großen Erfolgs der Hörspiele von Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg ist insgesamt festzustellen, dass diese die Entwicklung politisch mündiger Bürgerinnen und Bürger kaum fördern, wenn nicht sogar behindern. Denkt man an die oben dargestellte Bedeutung von Kinderhörspielen für die politische Sozialisation, den langjährigen und großen Erfolg der beiden Hörspielhelden sowie auch an die Ausstrahlung ihrer Geschichten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ZDF und KI.KA),[84] so ist diese Kritik keineswegs unbedeutend. Kinder hören bei den Blümchen- bzw. Blocksberg-Hörspielen keineswegs nur lustige Geschichten eines sprechenden Elefanten und einer kleinen Hexe, sie “hören mehr, und das, was sie hören, sollte mehr Aufmerksamkeit verdienen”
… und davon ausgehend, dass Herr Prof. Strohmeiers Lebensunterhalt als Lehrstuhlinhaber u.a. auch von mir finanziert wird, möchte ich als multipler Vater mit ausgeprägten Benjamin-und-Bibi-Erfahrungen dem damals 30-jährigen Karrieristen doch ein paar Worte auf den Weg geben:
Erstens: Haben Sie nichts Wichtigeres zu tun?
Zweitens: Es IST so, dass die Guten links stehen.
Drittens: Ein kleines Kind interessiert es einen patschnassen Kehricht, ob das “Böse” in der Gestalt des Bürgermeisters, des Papstes, des Zirkusclowns oder des Professor Strohmeiers daherkommt. Diese Verknüpfung wird in Kindergehirnen einfach nicht vollzogen – zumindest wird sie nicht manifest auf die Realität übertragen, denn die meisten Kinder haben neben ihrem – zugegebenermaßen zum Teil exzessiven – Benjamin-und-Bibi-Konsum auch noch ein Real-Life, in dem sie im Idealfall Werte aus dem Elternhaus mitbekommen oder gar die konsumierten Hörspiele besprechen. Sie verlieren auch nicht den Respekt vor der Polizei, weil der imaginäre Polizist “blind seine Pflicht tut”. Wirklich nicht. Glauben Sie´s mir halt. Aber: Kinder lernen über diese Rollenverteilung, dass es gut ist, auf die Mitmenschen, auf die Tiere und auf die Natur bzw. auf alles und jeden, derdiedas keine Lobby hat, zu achten. Und daran sehe ich beim besten Willen nichts verwerfliches.
Also: Weitermachen! Was anderes machen.