Gastbeitrag: Unangemeldetes Motivationspost
12. August 2011, 21:26 Uhr von korruptDa der folgende Post nicht vom Pantoffelpunk ist, ist das folgende scheinbare Eigenlob kein wirkliches solches, weiter eine nach meinen Möglichkeiten erstellte Sammlung von Antworten auf die in letzter Zeit hier und woanders öfter aufgekommenen Fragen: warum man sowas wie diesen Blog hier macht, machen sollte und auch in Zukunft nicht aufhören braucht damit, und das auch dann, wenn alles, nur eben noch nicht von jedem gesagt worden ist. Und wie es einem trotz allem History Repeating irgendwie gut dabei gehen kann. Ich hol mal weiter aus.
Ich hör grade erschreckend oft die “War on Errorism” von NOFX, wahrscheinlich, weils gute Laune macht und sowohl zum morgends Mopped auf Arbeit wie auch zum Buderenovieren,, -einrichten und sonstwie ums Haus arbeiten passt. Wenn das “Separation of Church and Skate”-Intro anfängt mit dem “Hey Kids”- “Hey Dad” – What do you wanna do today?” – “I don’t know.” – “Do you wanna go to the Amusement Park?” – “Nooo!” (…) “Do you wanna go to the Punk Rock Show?” – “Yes, lets go to the Punk Rock Show!” – Dialog, dann muss ich immer an den Pantoffelpunk denken und seine Pünkchen. Und freu mich irgendwie. Denn einerseits ist das was besonderes, auf der anderen Seite aber ein Bestandteil einer persönlichen Normalität, die in diesem und manchen anderen Punkten bitte auch so bleiben soll.
Das ist eigentlich schon der Hauptpunkt der Geschichte und das, was ich gerne und in verschiedenen Kontexten mit der Wichtigkeit der Herstellung einer bestimmten “Normalität” meine. Bekanntermaßen stößt man irgendwann (und im Folgenden immer wieder) an Punkte, wo man sich fragt, warum der Scheiss, das hatten wir doch schon, nicht nochmal von vorn, warum hab ich da eigentlich vor drei Jahren schon den Mist zerlegt/verarscht/ad absurdum geführt/whatever. Wo einem nichts neues mehr einfällt und man keinen Bock mehr hat auf das X-mal wiedergekäute, oder wo einem vielleicht sogar was einfällt und man das “Ach, scheiß der Hund drauf, bringt eh nichts” einsetzt. An den Punkten denke ich immer, dass die “Schaffung einer Normalität” immer ein gutes Motiv ist, mal wieder und trotz allem die Klappe aufzumachen.
Den Honig muss ich eben mal dem Punk um seine Fresse schmieren, denn an der Schaffung meiner ganz persönlichen Netznormalität, in der es aufs Selbstverständlichste bunte, herzerfreuende Gestalten gibt, die die Welt im Allgemeinen und das eigene Leben im besonderen ein Stück besser machen, hat er einen ordentlichen Anteil. Und im Gegenteil gruselt es mir vor einer Welt, in der die bekannte Scheiße abgesondert werden kann, ohne dass jemand wie er eine Bissigkeit dazu pixelt, selbst wenn man das Gefühl hat, das ist alles derart Kacke, dass sich jeder halbwegs intelligente Mensch die Bissigkeit eh selber dazudenken kann und muss.
Mein Beispiel, dass ich da immer gern heranziehe, ist das Netz und das Äquivalent des öffentlichen Raums draußen im Reallife. Für meine persönlichen Handlungen und Möglichkeiten ist es eher von geringerem Einfluss, ob an den Häuserwänden in der Nachbarschaft “Juda verrecke”, die Beiträge zum Blumenschmuckwettbewerb oder ein herzhaftes ACAB steht, aber in letzterem Fall fühle ich mich wohler, habe ich das Gefühl einer Normalität, die auch die meine ist. Analog dazu seh ich die Wiederholungen im Netz nicht als sinnloses Kreisen, sondern eben als eine permanente Herstellung einer Normalität, die gegen andere ebenso permanent verteidigt werden muss. Dabei nicht unbedingt (und eher selten) konkret handlungsleitend oder möglichkeitsschaffend wirkt, sondern nicht mehr, aber auch nicht weniger tut, als ein Klima zu schaffen, in dem gewisse Sichtweisen, Lebensstile, Äußerungen usw. schlicht “normal” sind. Und das ist nicht wenig, da bring ich immer gern das Beispiel des siebzehnjährigen Schwulen auf dem bayrischen Kuhdorf, dem eine solche “Normalität” wohl weitaus bedeutsamer scheint und ist, als seinem Äquivalent in X-Berg.
Das hilft nicht immer, wenn man in der “Ach, was soll der Mist eigentlich noch”-Schleife hängt, aber manchmal. Nächste Eskalationsstufe der Selbstmotivation ist die simple faktische Erkenntnis, klüger und sozialkompetenter zu sein als neunzig Prozent der Leute draußen im Zombieland, was wiederum dazu führt, dass mit jedem Wort, das man ins Internetz stellt, selbiges an Qualität automatisch und immer zunimmt. Das mag manchen eitel und selbstverliebt im Ohr klingen, aber so ist es nun mal. Auch dieser Text macht, ich bin fest davon überzeugt, das Netz im Schnitt nen Ticken besser.
Um den Meister Bernhard mit einer meiner Lieblingspassagen zu bemühen – die ist im Kontext vielleicht etwas hochgegriffen, aber eben so schön, wie sie wahr und gut ist:
“Der Kopf hat ein suchender Kopf zu sein, ein nach den Fehlern, den Menschheitsfehlern suchender Kopf, ein das Scheitern suchender Kopf zu sein. Der menschliche Kopf ist nur dann tatsächlich ein menschlicher Kopf, wenn er nach den Menschheitsfehlern sucht. Der menschliche Kopf ist kein menschlicher Kopf, wenn er sich nicht auf die Suche nach den Menschheitsfehlern macht, sagte Reger. Ein guter Kopf ist ein nach den Menschheitsfehlern suchender Kopf, und ein außerordentlicher Kopf ist ein Kopf, der diese Menschheitsfehler findet, und ein genialer Kopf ist ein Kopf, der auf diese Menscheitsfehler, nachdem er sie gefunden hat, hinweist und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitel auf diese Fehler zeigt.”
In diesem Sinn, munter weitergezeigt.
(und ein herzhaftes “Fick dich, GEMA!”, die nichts besseres zu tun hatte, als auch NOFX in .de aus der Tube zu werfen.)