Lieber Herr Rosenfeld von der Mopo Hamburg,
der Tod beziehungsweise die Beerdigung Werner Pokropps ist kein Anlass, einen hämischen Beitrag zu schreiben und so will ich diese Ergänzung Ihres Artikels mit dem der Situation angemessenen Ernst erledigen.
Nicht, weil es für die Allgemeinheit besonders wichtig wäre, aber weil es hier – wenn auch nur in einem Nebensatz erwähnt – um jemanden geht, den ich persönlich kenne und die Sache einfach etwas anders war, als beschrieben, will ich Ihren Artikel kurz aufgreifen.
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Sie erkären leider nicht, in welcher Form sich die von Ihnen erwähnte “Frau auf der Südtribüne” während der Schweigeminute für Herrn Pokropp daneben benahm. Das will ich aber gern für sie nachholen, da “sie” praktisch neben mir stand und ich nach dem Spiel außerdem die Gelegenheit hatte, “sie” zu dem Vorfall zu befragen.
Während also alle Fans schwiegen, hat “die Frau auf der Südtribüne” geklatscht. Und zwar mit einer erstaunlichen Konsequenz. Auch als andere Stadionbesucher ihr Schweigen brachen, um “sie” aufzufordern, das zu lassen, hat “sie” ohne Worte weitergeklatscht. Nicht laut, nicht wild, nicht jubelnd. Eher bedächtig.
Als wir nach dem Spiel in einer netten Kiezkneipe unser wohl verdientes Heimsiegbier tranken, hat “sie” mir “ihr” Verhalten erklärt: Vor ein paar Jahren habe “sie” eine Gedenkminute bei Celtic Glasgow miterlebt. In dieser Gedenkminute hätten alle anwesenden Fans zwar geschwiegen, aber des Verstorbenen mit stehenden Ovationen gedacht. Dieses Erlebnis hätte “ihr” eine Gänsehaut beschert, die “sie” für Tage nicht loswurde. Da “sie” nun bei der Rede zu Herrn Pokropps Tod sehr bewegt war und – das will ich gestehen – möglicherwiese auch, weil “sie” damals wie heuer das eine oder andere Bier getrunken hatte, beschloss “sie”, Herrn Pokropp respektvoll schweigend zwar, aber mit einem letzten, feierlichen Applaus zu verabschieden.
‘Und ich bin davon überzeugt,’ sagte “sie” mir am Ende, ‘wenn er tatsächlich von oben zuguckt, würde ihm ein Applaus am Millerntor sehr gefallen.’
Und da könnte “sie”, die im übrigen ein langhaariger Mann ist, bei Licht betrachtet Recht haben.