Herr, wirf Hirn vom Himmel

18. April 2012, 22:36 Uhr von pantoffelpunk

So, USP, es ist so weit, ich muss da mal was loswerden und damit es keine Missverständnisse gibt, will ich etwas ausholen:

Es gibt so Tage, da finde ich Euch zum Kotzen, zum Beispiel, wenn Ihr singt und singt und singt und singt, als wären wir nicht beim Fußball sondern im Fahrstuhl eines Fachgeschäftes für Strickwaren. Das lässt mich dann nicht nur kalt (im Gegensatz zum good old ROAAAAAR), das nervt mich manchmal so dermaßen, dass ich schon einmal versucht war, einen Eurer Vorturner vom Zaun zu ziehen. Zum Beispiel, als Tschauner eine 100%ige des Gegners mit einer Jahrhundertparade zunichte gemacht hat, und Ihr trotzdem Euren Stiefel weitergesungen habt, ohne zu jubeln, zu staunen, zu gratulieren, Respekt zu zollen. Denn Euer Zaunkönig hatte die Szene selbstverständlich nicht gesehen und Ihr habt, deutsch und folgsam, gemacht, was er Euch geheißen hat: Singen. Irgendeinen Song aus dem Ultra-Repertoire, das man heutzutage in jedem Stadion, von allen Ultras hört. Dabei gebt Ihr vor, jederzeit alles für den Verein und für die Mannschaft zu geben, ignoriert jedoch geflissentlich, was die Mannschaft eigentlich will und dass auch die Spieler genervt sind von dieser Dauerberieselung, die nach außen hin – es tut mir leid – oft kalt und herzlos wirkt, weil sie – Ihr ahnt es – eben einfach so häufig anlasslos ist. Singen um des Singens willen oder: Singen um Euret Willen.

M. Egner: Ich habe denen die Sicht gezeigt, dass es auch nicht gut ist, wenn man fünf Ecken gegen sich hat und man hört dann einen Dauergesang. Was ja die Ultras so ein bisschen ausmacht, aber der Mannschaft in dem Moment nichts bringt. Es kann auch ruhig sein im Stadion. Man kann dann auch wieder situationsbedingt supporten. Und die Ultras meinten dann, dass es das erste Mal sei, dass sie dies hören und sie hätten darüber noch gar nicht nachgedacht.

B. Pliquett: Es ist ja nicht die Philosophie nicht spielbezogen zu supporten, sondern es ist die Art und Weise, wie du es dann rüberbringst. Es ist komisch, dass die Stimmung auswärts in letzte Zeit gigantisch war und zu Hause verfällst du dann in eine Lethargie und dann hört es sich einfach nicht gut an.

Quelle: Internet

Aber da gibt es auch Dinge, die mich immer wieder freuen und die mir Respekt abverlangen: Da sind Eure unermüdlichen Einsätze in fremden Stadien der gesamten Republik, ob freitags, samstags, sonntags oder montags, während ich spießiger Familienvaddi zu Hause sitze oder im Zoo Flamingos mit Currywurst füttere. Da ist die Stimmung, die Ihr zum Teil in fremden Stadien verbreitet, die den Fernsehzuschauer glauben machen, der magische FC hätte ein Heimspiel. Da ist auch der unendliche Dank für das gänsehäutliche “Aux Armes” am Anfang eines jeden Heimspiels…

… sowie andere Wechselgesänge .. IF YOU CAN´T HEAR US, WE SING A LITTLE LOUDER….

Ganz am Rande an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für den spontanen Einwurf “We hate the fucking Dortmund” als Reaktion auf dieses unerträgliche Transpi. Und überhaupt Respekt für Eure beinharte antifaschistische, antisexistische und antihomophobe Einstellung und das stetige Transpotieren dieser Standpunkte nach außen. Denn selbstverständlich hat Politik etwas im Stadion zu suchen. Politische Statements sind die statements zum Miteinander und wo, wenn nicht beim Fußball, lernen schon Kinder und Jugendliche Integration so spielend wie beim Fußball? Wo ist Diskriminierung unangbrachter als im Stadion?

Danke auch für den gallischen Kampf gegen überbordende Kommerzialisierung, für “Scheiß Sport1″-Rufe, die bei Sport 1 zu hören sind. Und danke für wirklich tolle Choreos.

Also: Alles in allem wäre ich mit Euch im Frieden, wenn Ihr zwischendurch mal die Schnauze halten würdet. Weil´s mich nervt, weil´s die Mannschft nervt, weil´s manchmal eine Scheißstimmung macht. Immer nur mal für ein paar Minuten Klappe halten. Es zulassen, dass zwischen Team und Auditorium wieder dieses gewisse Prickeln entsteht, dieses gegenseitige Erregen und Hochpeitschen.

Und jetzt zum Akuten: Dass die derbe am Rad dreht, wenn sie pauschal erwirken möchte, dass Gästefans aus Rostock nicht ans Millerntor dürfen, brauchen wir ebenso wenig zu diskutieren wie die Tatsache, dass die Richter, die der Recht geben, am selben Rad drehen, dafür aber noch eine Spur merkbefreiter sein müssen, weil die sich ganz subjektiv ein ruhiges Wochenende verschaffen möchte während sie Recht zu sprechen haben. Dass der FC St. Pauli dagegen klagt und zwar durch mehrere Instanzen, verdient meinen und auch Euren Hut! Das ist ganz großes Tennis. Also mal wirklich GANZ großes Tennis. Dass der FC den Kompromiss ablehnt, knapp 2000 Karten personalisiert an Leude zu verkaufen, die nicht in der umstrittenen bzw. verschissenen Datei Gewalttäter Sport geführt sind, kann man nun wieder diskutieren. Bzw. sollte man einerseits dringend diese Datei diskutieren. Da muss ich aber andererseits fragen: Der Verein Hansa Roschdock (they are pussies. Heavy. Metal. Pussies!) kennt doch sicherlich seine Pappenheimer, kennt er nicht? Hätte Hansa Roschdock dann nicht anbieten können, Karten nur an diejenigen zu verkaufen, die bisher im eignen Stadion nicht negativ aufgefallen sind? Dass nun schlussendlich entschieden wurde, dass dann – ällerbätsch, man leider – eben gar keine Rostocker ins Stadion dürfen: Zefuck! Ein Spiel ohne Gästefans ist wie ein Fisch ohne Fahhrad!

Schuldig sind also einerseits die Hansa Rostock Spacken, die bei jedem Spiel Randale anzetteln oder Raketen in die Gästeblöcke feuern. Schuldig mag der FC Hansa sein, der erst in den späten 2000er Jahren mal davon gehört hat, dass es Fanprojekte gibt. Schuldig ist die Polizei, die sich nach Gutsherrenart herausnimmt, über Recht und Unrecht zu walten. Schuldig sind die Gerichte, die der Polizei Recht geben und so dem Poizeistaat das Wort reden. Schuldig mögen die Medien sein, die jeden geworfenen Stein zu einem Anschlag katastrophalen Ausmaßes aufbauschen. Schuldig mag der DFB sein, der den Fußball zu einem sauberen Event mit Tennischarakter verändern möchte. Schuldig sind auch diejenigen (angeblichen oder temporären) St. Paulianer, die nach der letzten Partie im heiligen Viertel die Randale mit der Pol angetzettelt haben, obwohl der Hansa-Mob schon im Zug saß.

Unschuldig ist der Verein FC St. Pauli, der dagegen geklagt und selbstlos Geld verpulvert hat. Und noch unschuldiger ist die Mannschaft, die sich mit Toren, Siegen und vielleicht einem Relegationsaufstieg gegen den Verein an der Müllverbennungsanlage für eine insgesamt gute Saison belohnen möchte.

Grundsätzlich finde ich es gut, dass Ihr klarmachen wollt, dass diese Entscheidungen eine Farce ist, dass dieses Exempel den Fußball grundlegend verändern kann, aber: wen bestraft Ihr mit Eurem kompletten Boykott? Na? Selber gemerkt, oder?

Denkt noch mal drüber nach. Eure ‘Drohung’, dem letzten verblendeten Polizisten klarzumachen, dass ein Verbot noch mehr Arbeit machen wird, könnt Ihr auch nach dem Spiel umsetzen.

flattr this!

21 ma was gesacht

  1. Bei Facebook würde ich nu einfach “Like” klicken. Hier schreib ichs dann halt: I like.
    Schöner Beitrag, den ich glaube ich wirklich vollständig unterschreiben kann.

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  2. Jungejunge, ganz schön arrogant, was und wie du hier schreibst, während dir ganz wesentliche Aspekte der Problematik entgehen. Von dem Durcheinandermischen von verschiedenen Themen und diversen Halb(un-)wahrheiten mal ganz zu schweigen.
    Merkste aber nicht selbst, nä…

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    gesacht am 19. 04. 2012 um 10:41 Uhr
    von Ed
  3. Danke! Du sprichst mir aus dem Herzen!

    Und wenn wir nächstes Jahr gegeneinander spielen, dann werden wir sehen, obs was nützt. (Nein, ich bin kein unverbesserlicher Optimist – ich glaube nur nicht, daß Pauli aufsteigt)

    Ob dann wieder mal ein EFF-EFF-EFF-.CEEEEE-KAAAA durchs Stadion hallt statt “Auf gehts, Lautern, schieß ein Toohoohor” (nutzt ja eh nix)?

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    gesacht am 19. 04. 2012 um 17:42 Uhr
    von MaxR
  4. [...] zur Diskussion in die Kommentare zur weiteren Meinungsbildung. – Pantoffelpunk geht mit “Herr, wirf Hirn vom Himmel” mit ähnlicher Meinung wie Jeky vor, kritisiert zudem namentlich USP für ihren Aufruf. (Zu [...]

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  5. Das kann man so stehenlassen. Mir entgehen ja auch immer die wesentlichen Aspekte und ich mische Themen und Halbwahrheiten vogelwild ;)

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  6. Auf den Supportteil gehe ich mal nur soweit ein, ich behaupte mal frech, man wird am Sonntag sehen warum es USP braucht….

    Zum Rest, vieles völlig richtig, bloss der Schluss daraus ist leider falsch. Es geht nicht um dieses eine Spiel, es geht darum, dass wenn dieses Beispiel Schule macht, die Mannschaft nicht nur am Sonntag auf Support verzichten muss, sondern plötzlich bei jedem Auswärtsspiel bei dem die örtliche Polizei gerade meint es liege eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vor. Schaut man sich die Polizeiaufgebote bei unseren Gastspielen jeweils so an, dann kann man sich schnell mal zusammenreimen was das bedeuten könnte….Und genau darum geht es. Unsere Fankultur wird massivst angegriffen, der Fussball im allgemeinen wird hier angegriffen. Und da kann man m.E. nicht einfach zur Tagesordnung übergehen als wäre nichts passiert.

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    gesacht am 19. 04. 2012 um 21:42 Uhr
    von Stedtler
  7. @Curi0us: THX ;)
    @Ed: Vielen Dank für Deine konkrete und konstruktive Kritik.
    @MaxR: Gegen Kaiserslautern hatte ich eines meiner gänsehäutlichsten Millerntor-Erlebnisse ever: 20.000 singen OHNE KLATSCHEN “You´ll never walk alone” und in de Moment fällt unser Tor. #HACH
    @Jekylla: Ja, wir beiden Halbwahrheitenwilddurcheinandermischer. Ich glaube ja einfach, dass wir den Vorteil haben, nicht nur ständig in unserem eigenen Sud zu kochen, aber wer will daswissen?
    @Stedtler: Am Sonntag wird man erst mal genau gar nichts sehen. Du kannst erstens nicht verlangen, dass USP-Kritiker innerhalb eines Spiels eine neue Kultur in ein Stadion zaubern, da eine parallele Kultur zu USP durch deren Audio-Dominanz nicht möglich ist. Du kannst es vor allem nicht bei DIESEM Spiel verlangen, bei dem die Stimmung auch bei den Stadiongängern im Keller sein wird, weil alle Gästefans haben wollen und alle die Kritik an der Pol teilen. Aber vor allem, das ist das wichtigste: Was soll diese Schwarz-Weiß-Kacke? Niemand verlangt, dass USP verschwindet oder spricht ihnen ab, dass sie bisweilen derbe Stimmung machen. Aber lies doch noch einmal die Statements von Egner und Bene und auch mein Fazit dazu: Einfach mal ZWISCHENDURCH Fresse halten, supporten, wie es die Mannschaft braucht. Stimmung von Herzen.

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  8. Von Schwarz-Weiss reden, aber selbst USP absprechen dass ihr Support von Herzen kommt? Interessant. Es ist auch interessant weshalb es zwingend sein muss das USP zwischendurch schweigt. Und selbst die “Forderungen” der Spieler könnten erfüllt werden. Man muss nur wollen. Aber ich stelle in sehr vielen Bereichen des Stadions, besonders in der Gegengerade, eine Gleichgültigkeit fest die man nun weissgott nicht USP anhängen kann. Alternativer Support zu USP? Ist möglich, man muss nur wollen.

    Aber eigentlich ging es mir gar nicht um die Support-Diskussion, die ist so alt wie es Ultra gibt und die wird auch kaum verschwinden. Jeder so wie er will ist hier meine Devise und wenn USP Dauersupport will und durchzieht, dann sollen sie das machen.

    Für viel wichtiger halte ich den deutlichen Protest am Sonntag. Ich kann jeden verstehen der ins Stadion geht, aber ich halte den Weg von USP im Moment am Besten geeignet um zu zeigen wie ernst die Lage ist.

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    gesacht am 19. 04. 2012 um 22:34 Uhr
    von Stedtler
  9. @Stedtler: “die nach außen hin – es tut mir leid – oft kalt und herzlos wirkt” – damit schreibe ich nicht, dass der support nicht von Herzen kommt. Ich schreibe, wie er wirkt. Und wer die Mannschaft unterstützen will, sollte hören, was die Mannschaft als Unterstützung empfindet. Dagegen zu handeln ist wie eine Oma über die Straße bringen, die gar nicht auf die andere Seite wollte.

    Ja, ich kann das voll und ganz nachvollziehen, dass es aus USP-Sicht das Effektivste zu sein scheint, das Spiel komplett zu boykottieren. Ich halte es trotzdem für Stuhl Weil es die Bullen und die Gerichte nicht kratzen wird. Die wird es kratzen, wenn´s nachher an allen Ecken scheppert. Und das wird es, ob USP (und Sympathisanten) das Spiel im Stadion sehen oder nicht.

    Nachtrag: Und gerade die Tatsache, dass ich dafür eintrete, dass die Leute ins Stadion kommen, um den magischen FC zu supporten zeigt doch, dass ich diesen Support-Schwanzvergleich gar nicht will.

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  10. Also sollen die USP’s dann doch lieber ins Stadion statt das Spiel zu boykottieren, damit die Mannschaft auch ordentlich eingeschläfert wird? :D

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    gesacht am 20. 04. 2012 um 02:37 Uhr
    von Wolfgang
  11. Die Mannschaft bestrafen… wat nen Schwachfug… die Mannschaft weiß doch ganz genau, dass der Nichtsupport nicht wegen ihr erfolgt, sondern wegen der Maßnahme der Polizei. Wieso sollte sie ihn als Bestrafung nehmen? Zumal die Leute ja dafür kämpfen, sie weiter auch Auswärts unterstützen zu können. Wenn die Mannschaft das nicht weiß, wäre es wohl eher ratsam das nochmal zu betonen, als eine Bestrafung, die niemand im Sinn hat, herbei zu fantasieren.
    Es geht uns gerade ganz schön an den Kragen. Ich hoffe die Mannschaft realisiet das und setzt am Sonntag auf ihr Weise ein Zeichen für uns.
    Und die Polizei interessiert vielleicht nicht, ob wir jetzt Stimmung machen oder nicht, sie interessiert aber sehr wohl wie breit und vehement sich Widerstand gegen ihre Maßnahmen formiert und in welchem Umfang sie Unmut auslösen. (und wenn das nicht die Polizei interessiert, so interessiert das zumindest die Politik). Ein leerers Stadion, kein Support zu einem enorm wichtigen Spiel… das alles sind Zeichen ganz schön großen Unmuts und sehr vehementen Widerstands. Viel mehr als wenn wieder nur die üblichen Verdächtigen mal wieder im Viertel rumrockern.
    Gruppo Muffensausen allez!

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    gesacht am 20. 04. 2012 um 07:10 Uhr
    von Flo
  12. @Wolfgang: Touché! ;-)
    @Flo: Es ist doch Wurst, ob die Mannschaft weiß, dass es keine Betsrafung ist. Das Stadion wird leer und leise sein. Das ist Stuhl. Jaja, ich weiß, wenn ich mir andere Protestformen wünsche, sollte ich sie umsetzen und nicht am Rechner sitzen und darüber herumschwadronieren … ist aber nicht so.

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  13. Wobei ein Wechselgesang Stadion – Stadionvorplatz vielleicht auch ganz lustig ist.

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  14. Wenn dieses Zeichen darin resultiert, dass sich wie üblich die Kontrahenten zusammen mit der Polizei auf die Köppe hauen, macht das sicher auf die Politik einen total tollen Eindruck und die Öffentlichkeit wird auch verstehen, dass das ein prima Anliegen ist.
    Nicht.

    So lange sich nicht eine BREITE Masse Fans möglichst komplett durch die Ligen hindurch sichtbar solidarisiert -und ich sehe nicht, dass es zur Zeit viele andere so richtig interessiert- ist die geplante Aktion nice to have, but not important. Und wenn sie in die hose geht, auch noch kontraproduktiv.

    Die Polizei, die Politik und die Öffentlichkeit sieht bloss wieder Bambule. Toller Eindruck.

    Verstehe nicht, dass das keiner begreifen kann.

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  15. 1. Das Vermischen von Themen führt zwangsläufig dazu, dass über Dinge diskutiert wird, die eigentlich gar nicht zur Diskussion stehen. QED: Hier wird jetzt über Support- statt über Protestform diskutiert.
    2. Es fällt halt schwer, konstruktiv beizutragen, wenn Grundlagen einer Diskussion beim Gegenüber überhaupt nicht vorhanden sind. Und es ist vollkommen folgerichtig, dass du dir hier mit Jeky die virtuelle gegenseitige Bestätigung übst, bei ihr sieht es nämlich häufig ähnlich aus. Und gerade bei Blogschreibern, die sich ja Mühe und die Gedanken machen, find ich sowas erschreckend. Ich möchte natürlich niemandem unterstellen, dass er nicht fähig ist, dies oder jenes zu verstehen, deswegen nehme ich statt dessen an, dass man sich gegen bestimmte Erkentnisse einfach sperrt. Dagegen zu diskutieren oder besser missionieren, macht mir persönlich einfach keinen Spaß, da pöbel ich lieber ;-)
    Zum Konkreten:
    Die Möglichkeit, den Ausgang eines Spiels durch Support zu beeinflussen, ist marginal. Als Fan möchte man natürlich etwas anderes glauben, und nehmen wir mal an, es wäre tatsächlich so: Dann gehe ich Sonntag ins Stadion, schreie meine Mannschaft zum Sieg und bis zum Saisonende in die 1. Liga und kann mir in der nächsten Saison zum Dank vorraussichtlich schon mal mindestens das Derby auswärts live im Stadion knicken, je nachdem was sich welche Polizeien so ausdenken unter Umständen noch andere attraktive Auswärtsspiele wie Frankfurt, Dortmund oder München. Gilt im Übrigen noch viel eher bei Nichtaufstieg für Rostock, Dresden, Union, Hertha, Braunschweig… Mit dem Gedanken im Hinterkopf ist mir die Laune dermaßen verhagelt, dass ich ehrlich gesagt grade andere Sorgen habe als den sportlichen Ausgang der Saison.
    Was also tun? Ob die Idee, durch Mehrarbeit bei der Polizei Erkenntnisprozesse in Gang zu setzen, funktioniert, ist natürlich fragwürdig. Schließlich bedeutete ja schon das “Heimspiel” in Lübeck mehr Arbeit für die Polizei bei weniger Zuschauern als regulär, und thematisiert wurde das nie. Eine Wirkung von Protest im Stadion halte ich aber für ausgeschlossen. Das wird schon in der Wahrnehmung außerhalb des Stadions unterdrückt werden, eine öffentliche Diskussion nicht stattfinden.
    Und was hier völlig ausgeblendet wird: Wenn es denn so ist, dass alle Rostocker, die herkommen, auf Stress aus sind, was passiert denn dann während des Spiels im Viertel, wenn alle ins Stadion gehen? Die Polizei schiebt Sonderschichten vor Jolly, Fanladen etc.?

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    gesacht am 20. 04. 2012 um 12:48 Uhr
    von Ed
  16. P.S.: ABER (groß) wenn USP tatsächlich draußen bleibt, dann Respekt. Ein Spiel tatsächlich zugunsten der Ideale nicht zu besuchen, dürfte gerade für die aktive Fanszene ein wirkliches Opfer sein. Und wenn sie das durchziehen (egal, wie ich das ansonsten finde), Chapeau. Das unterscheidet sie dann wieder von der Internethupe, die die Aktion toll findet, es sich aber dennoch nicht nehmen lässt, ins Stadion zu gehen und damit letztendlich der Aktion mitsamt den Idealen mitteilt: alles prima, aber ich geh rein. Macht Ihr mal.

    War das so verständlich oder schwoff ich ab?

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  17. @Ed: Mal eine Verständnisfrage: wenn Support eine Form des Protestes ist, ist die Vermischung zwischen Supportform und Protestform da nicht zwangsläufig?

    Was die Blogger betrifft, die sich untereinander virtuelle Bestätigung üben, ist es glaub ich bei den Bloggern, die eine andere Meinung vertreten, ähnlich. Wenn man nun mal ähnlicher Meinung ist, darf man das als Blogger nicht äußern? Nur, wenn man gegenteiliger Meinung ist oder gar nicht? Helfen Sie einem simplen Blogger mal auf die Sprünge ;)

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  18. @Jeky: Natürlich sind die Themen Support und Protest hier miteinander vermischt! Aber darüber zu schwadronieren, ob man jetzt die Mannschaft bestraft und was man an USP mag oder nicht ist einfach nicht das Thema, um das es gehen sollte. Da zitiere ich dich dann gerne: Verstehe nicht, dass das keiner begreifen kann! Das, was du im Eintrag Nr. 14 schreibst, trifft ja genau den Punkt, aber du und pantoffelpunk ziehen die falschen Schlüsse. Und deshalb werden wir als FCSP es schon nicht schaffen, ein eindrückliches Zeichen setzen (man überlege sich mal, die Stehplatzblöcke der Heimseite blieben bei diesem wichtigen Spiel größtenteils leer!), wird es ligenübergreifend schon mal gar nichts. Weil jeder erst dann anfängt zu strampeln, wenn er selber bis zum Hals in der Scheiße steckt, und dann ist es zu spät. Natürlich dauert es noch lange, bis der “spießige Familienvaddi” pantoffelpunk am eigenen Leib zu spüren bekommt, was hier grade losgetreten wird, aber die “unermüdlichen Einsätze in fremden Stadien der gesamten Republik” werden schon bald der Vergangenheit angehören, wenn dieses Urteil in allen Instanzen bestand hat.
    So kommt dann auch der Bogen zu eurem gegenseitigen Kopfstreicheln unter Bloggern: Du brauchst gar nicht den alten Märtyrermodus anzuschalten von wegen “das wird doch wohl erlaubt sein”, ich verbiete nicht, ich kritisiere; aber euer gegenseitiges Bestätigen trägt natürlich gut zur Gewissensberuhigung bei. Das pantoffelpunks “Die Mannschaft braucht uns” ebenso wie dein “Nicht mal ansatzweise möchte ich in den Verdacht kommen, mich mit Rostockern solidarisiert zu haben” beides Positionen sind, die von Polizeiseite mit einkalkuliert worden sind, geht euch völlig ab, oder?

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    gesacht am 20. 04. 2012 um 18:28 Uhr
    von Ed
  19. @Jekylla: Da habe ich einen kleinen Einspruch: Wenn es knallt, gibt es Medienpräsenz und dann heißt es beten, dass die Medien fair und vor allem mit Hintergrundinfos berichten oder ob sie der Polizei den Rücken stärken. Bambule sind auch immer Aufmerksamkeit. Leider oft das einzige Mittel, das zieht.

    @Ed: DU setzt voraus, dass ich mit diesem Post nur zur aktuellen Diskussion beitragen wollte, das ist aber nicht richtig. Der Post beinhaltet die Dinge, mit denen ich mich schon seit sehr geraumer Zeit mal an USP wenden wollte, der aktuelle Fall ist da eher der Anlass.

    Einen guten Support halte ich übrigens für weitaus effektiver als Du – aber: Eben eher einen Support, der im Wechselspiel mit auffm Platz entsteht und wächst, aber das ist ja nur eine Randdiskussion dieser Tage.

    Also: Was glaubst Du, verstehe ich nicht? Ich verstehe das alles und ich respektiere das auch alles. Ich finde es schlicht schade, ich hätte mir eine volle Hütte und einen lauten und bunten Protest im Stadion gewünscht, an dem das Fernsehen nicht vorbeikommt, während wir die Kogge versenken. Aus meiner Sicht dürfen wir nicht vergessen, dass diese hardcore-beschissene Entwicklung nicht ausschließlich der Hamburger Bullizei sondern auch dem Verhalten der Fans von und des Vereins Hansa Rostock geschuldet sind (und letztlich auch einigen Fraggles aus unserem Lager).

    Vor und nach dem Spiel wäre ausreichend Raum, den Protest auch außerhalb des Stadions zu zeigen und Medieninteresse bekommt das ganze auch, da es – machen wir uns doch nichts vor – spätestens um 23:30 in der Schanze brennt, die Scheiben der Sparkasse eingeschlagen werden und sich ein sinnloses Scharmützel mit der Polizei geliefert wird. Wenn es nicht vorher so gewaltig schon am Jolly scheppert, dass man pünktlich zum Tatort Feierabend macht.

    Dein Argument, dass das Jolly während des Spiels ungeschützt ist, hat mir zu denken gegeben. Allerdings wird es so sein, dass die 2000, 3000, 4000 Vorplatzfans bei Gefahr sicher genau gar kein Durchkommen dorthin haben werden. Wir werden den Nachmittag in einer Gefahrenzone verbingen, my dear.

    Wie auch immer: Bei allen Differenzen gehe ich davon aus, dass alle Lager am Sonntag zusammenstehen und lediglich für 105 Minuten örtlich getrennt sein werden. Die Feindbilder sind klar definiert.

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  20. @Jekylla: Das war verständlich und ich stimme Dir virtuell zu.

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  21. @Ed Na, soweit sind wir ja gar nicht entfernt

    “Und deshalb werden wir als FCSP es schon nicht schaffen, ein eindrückliches Zeichen setzen (man überlege sich mal, die Stehplatzblöcke der Heimseite blieben bei diesem wichtigen Spiel größtenteils leer!), wird es ligenübergreifend schon mal gar nichts.”

    Dass wir das als FCSP nicht schaffen würden, war mir schon vorher klar, denn für den größten Teil im Stadion ist das kein Thema mit den Fanrechten. Und ohne eine überwiegende Mehrheit wird das mit den deutlichen Zeichen schwierig bis unmöglich. Das gilt ebenso für die anderen Stadien. Und wie wir jetzt sehen nach den Spiel, haben es die “randalierenden St. Paulianer” auf die Titelseite geschafft und egal, wie sehr im Internet getobt wird, weil ja alles ganz anders war: die Öffentlichkeit erreichen diese Randgruppen nicht. Die von mir lange vorher gedeutete Win-Win-Situation der Polizei .. da ist sie nun.
    Ich hätte gern Unrecht gehabt, aber die drei Punkte für Deomo-Kultur hat Rostock mit nach Hause genommen. Wahrscheinlich nur, weil sie von der Polizei null provoziert worden sind. Nicht mal durch die reine Anwesenheit.

    Findest Du eigentlich auch das gegenseitige Bloggereierschaukeln der Meinungsvertreter der anderen Seite doof? Nur mal so informativ.

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Sach ma was...

WICHTIG: Sollte der oben eingetragene Link auf eine rein gewerbliche Seite führen, behalte ich es mir vor, für die hier platzierte Werbung Gebühren einzufordern. Der Rechnungsbetrag errechnet sich wie folgt: 150,- € x pagerank der beworbenen Seite. Er wird jedoch mindestens 300,- € betragen. Mit Klicken des Absenden-Buttons erkennen Sie diese Regelung an und verpflichten sich, die Rechnung innerhalb von 7 Tagen nach Erhalt ohne Abzug zu begleichen.



Datum: Mittwoch, 18. April 2012 um 22:36
Kategorie: zermatschtes
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